14 Kommentare

Ich fand es interessant, dass nach all dem religiösen Overkill bisher jetzt zwei Personen ins Spiel kommen, die entweder gar nicht an Gott glauben (Henrik) oder doch zumindest eine kritische Distanz (Milla) zum Herrgott haben.

Die philosophischen Diskussionen habe ich sehr gerne gelesen und auch den Bezug zur zeitgenössischen Literatur (Milla liest glaube ich Tolstoi) fand ich spannend.

Wie schön, dass es endlich Freundschaft, Verständnis und Zuneigung, zumindest unter den Jugendlichen, gibt!

Aber ich teile auch Euren Pessimismus:

Ich fürchte, dass es Severin nicht bis Kristiana schafft (spielt womöglich wieder der Alkohol eine Rolle?) und für Fie und Lina sehe ich auch kaum Hoffnung, von den schrecklich klebrigen Herrschaften loszukommen.

Ich freue mich schon auf‘s zoomen!

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Hendriks inniges Verhältnis zu Milla, zu seiner Schwester und zu Severin ist so schön und gleichzeitig so traurig, weil er selbst einen depressiven Eindruck auf mich macht. Und leider hab ich kein gutes Gefühl, Skram erledigt die Zarten meistens schnell oder bricht sie.

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Hab ein bisschen Angst um ihn. Spricht voll meinen Mutterinstinkt an.

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Ich finde, Hendrik ist bisher echt eine der sympathischsten Figuren, ich wünsche mir so, dass es mit ihm gut ausgeht.

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Auch ich habe die Etappe als ruhiger empfunden, gleichzeitig aber scheinen sehr viele Menschen beteiligt zu sein, einander zu begegnen und uns vertrauter zu werden. Neben dem 'Geschehen' beeindruckten mich immer wieder einzelne Sätze/ Aussagen, wie:

- "Die Wahrheit hat doch so viele Seiten" (S. 228 Henrik zu Severin)

- "Was für eine Rolle würde es spielen, wenn sich die Menschheit nicht mehr vermehrte? Ich finde, jetzt haben genug von ihnen gelebt. Und dann - wenn sich die Erde tausend Jahre ausgeruht hätte, würde vielleicht eine bessere und vollkommenere Menschheit entstehen" (S. 52 Milla zu Henrik)

Milla, Henrik, Severin und Fie kommen mir näher als Sivert und seine Generation... - vielleicht weil die Zeit fortschreitet in Richtung der heutigen? Weiterhin fühle ich mich mit Amalie Skram in Dankbarkeit und Staunen verbunden für die Einblicke in die Lebenswege der Leute von Hellemyr.

Eine schöne Woche euch allen,

Andrea

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Gleich zu Beginn ein Geständnis: Ich hätte mir noch eine Affäre erwartet zwischen Milla und Hendrik und bin jetzt ein bisschen enttäuscht.

Trotz der Todesfälle kam mir der Abschnitt auch ein bisschen ruhiger vor. Und ich bin gespannt was uns zum Ende erwartet. Am meisten Sorgen mache ich mir um Fie, die vielleicht in eine Heirat gedrängt wird. Bei Severin bin ich mir unsicher, ob er es wirklich in die große Stadt schaffen wird. Andrea hat jetzt wahrscheinlich einen pflegebedürftigen Mann daheim, ob das besser ist als die Scheidung? Und was wird mit Sivert passieren?

Ein paar Seiten werde ich heute noch lesen. Ich wünsch euch allen ein schönes Hellemyr-Finale!

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Ich bin sehr gespannt, wie es mit Andrea und ihrem Mann weitergeht, ob er je wieder gesund wird, ob die Scheidung aufgeschoben oder abgesagt wird, und vor allem bin ich auch gespannt, was aus dem Sohn wird und ob er sich wirklich bei seiner Mutter für die Aktion mit der Wassertonne rächen wird.

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:-) Jetzt musste ich schmunzeln, denn ich hätte ebenfalls eine Affäre erwartet.

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Wie ist es mir beim Lesen gegangen? Irgendwie finde ich es seltsam, dass ich diesen Leseabschnitt trotz der viele traurigen und auch erschreckenden Momente als ruhig empfand.

Der Tod hat wieder eine Rolle gespielt:

- Die Totgeburt von Millas Kind und dann Millas eigener Tod, den sie schon während der Schwangerschaft gespürt hat. Überrascht hat mich die Trauer ihres Ehemannes, den ich nicht so emotional und liebend eingeschätzt hatte.

- Den Tod von Petras und Andreas Vater habe ich mit einer gewissen Erleichterung aufgenommen, der sein Leben in großer Einsamkeit und umgeben von Lieblosigkeit führen musste. Der Umgang mit diesem alten Mann ist für mich ein Symbol für eine wenig mitfühlende Gesellschaft. Andererseits will ich den ihn umgebenden Menschen keine Vorwürfe machen, denn wer selbst wenig oder keine Liebe erfährt , ist nur schwer in der Lage, Liebe zu geben oder sich zumindest empathisch zu verhalten.

- Ist nicht auch Andreas Umgang mit ihrem Sohn, den sie in die Regentonne eine tödliche Bedrohung? Entsetzlich!

Auch wenn Henriks Liebe zu seiner Tante kitschig anmutet, haben mich deren Gespräche überrascht - sie hatten durchaus philosophischen Charakter. Es ging ja auch um Möglichkeiten der Liebe, z.B. der eines jüngeren Mannes zu einer älteren Frau. Das stößt auch heute noch eher auf Irritation, so nehme ich es zumindest wahr. Umgekehrt ist es selbstverständlich.

Die Freundschaft, die Henrik und Severin verbindet, finde ich beeindruckend, denn Henrik versucht, Standesunterschiede zu überbrücken. Selbst eine Beziehung zwischen Severin und seiner Schwester Lina scheint ihm möglich. Der Gegenpart zu ihm ist Mikkel, ein furchtbarer junger Mensch: Nur auf seinen Vorteil bedacht, nichts reflektierend….

Wenn ich an den letzten Leseabschnitt denke, beunruhigt mich Henriks zum Ausdruck gebrachte Vorahnung hinsichtlich seines frühen Todes. Müssen alle guten Menschen sterben? Soll ich es Amalie Skrams Weltsicht hinnehmen, nur das Böse obsiegt? Ich fühle mich dem christlichen Glauben verbunden und ein wenig erleichtert, dass im letzten und im aktuellen Leseabschnitt jeweils einmal Gott nicht als Strafender, sondern als Liebender erscheint ( ich meine, es kommt von Severin).

Überrascht hat mich die plötzlich auftauchende Begegnung von Fie und Leutnant Riber. So wie es dargestellt wird, würde ich sagen, dieser Schweinehund ( entschuldigt diesen Ausdruck) hat sie vergewaltigt. Ein beiderseitiges Einvernehmen erkenne ich auf keinen Fall. Nun hoffe ich, dass Amalie Skram nicht bereits eine Spur gelegt hat, dass Fie schwanger wird und Tonning oder diesen Nilsen heiraten wird.

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Ich fürchte sehr, dass es für Fie auf eine Ehe mit Nilsen hinauslaufen wird, womöglich gar mit Kuckuckskind vom schmierigen Riber.

Von der Trauer von Millas Ehemann war ich auch ehrlich überrascht, die Ehe scheint zumindest von seiner Seite aus nicht so lieblos gewesen zu sein, wie ich zuerst angenommen hatte.

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Gab es in diesem Leseabschnitt wirklich weniger Streit, oder habe ich mich nur daran gewöhnt? Für mich war es der erste Lesesamstag in diesem Jahr im Freien, sogar mit etwas Sonne!

Wir begegnen der Liebe, dem Tod und wieder dem Glauben und dem Aberglauben. Und es wird erneut deutlich, wie groß die gesellschaftliche Kluft zwischen den Familien Myre und Smith ist.

Ich befürchte, ihr hattet Recht mit der Vermutung, der Konsul könne auch Lydia mit Syphilis angesteckt haben. Was für ein Elend!

Durch die Krankheit verliert sie die Freude an gesellschaftlichen Ereignissen und hat keine Lust mehr, sich zu pflegen. Dazu muss sie den Tod ihrer geliebten Schwägerin Milla vekraften, die es immer wieder geschafft hat, sie aufzuheitern.

Sehr unter Millas Tod leidet auch Henrik, der seine Tante geliebt und verehrt hat. Ich sehe das Verhältnis der beiden sehr zwiespältig. Einerseits freut es mich, dass beide jemanden gefunden haben, dem sie sich anvertrauen können. Dass allerdings Milla, die offenbar während ihrer Ehe keinerlei sexuelle Erfüllung erfahren hat, ihrem Neffen die Idee einer romantisch-platonischen Liebe als Ideal hinstellt, kann ich nicht gut heißen. Auch wenn ihr Mann völlig andere Interessen und keine Vorstellung davon hat, wer sie ist, ist sie die deutlich ältere mit Lebenserfahrung. In meinen Augen nutzt sie den Jungen aus.

Sehr berührt hat mich die Szene, in der Henrik seine Tante kurz vor ihrem Tod besucht, und ihr ein Gedicht vorträgt.

Viel besser gefällt mir das Verhältnis von Henrik und Sivert. Die beiden führen vertrauliche Gespräche, wie wir sie selten im Buch finden. Die beiden sprechen über Philosophie, den Glauben, über Sexualität, auch wenn beide bisher keine Erfahrung haben. Nur über sein Elternhaus spricht Severin nicht, zu groß ist die Scham. Henrik ist sich über die ärmlichen Verhältnisse, aus denen sein Freund kommt, völlig bewusst. Um ihn nicht zu beschämen, lässt er ihm heimlich Geld zukommen. Beim Konsul gibt es Essen im Überfluss, Sivert kann sich nie sattessen. In der Schule hat er den Mitschülern die Pausenbrote gestohlen.

Die arme Fie, der meine Sympathie gehört, bekommt einen Heiratsantrag von ihrem alten Taufpaten. Gruselig! Sie denkt einen kurzen Moment darüber nach, um endlich ihrem zu Hause zu entkommen. Doch als Tonnig sie küsst "wusste sie, dass sie lieber sterben würde, als ihn zu heiraten" (S.277). Ich fürchte, dass sie den Geschäftspartner ihres Vaters aus Kristiansand Elias Nilsen wird heiraten müssen. Ihr Vater hat Schulden bei Nilsen und dem gefällt das junge Mädchen.

Was sich da zwischen ihr und dem Leutnant Riber abgespielt hat, kann ich nur mutmaßen. Bisher scheint es ohne Folgen geblieben zu sein.

Es tut mir so leid, wie sehr sich das Mädchen eine verständnisvolle Mutter wünscht. Da will sie sich der Mutter anvertrauen und erntet stattdessen nur Spott. Sie ist neidisch auf ihren Bruder, der studieren und das zu Hause verlassen darf.

Außer Milla stirbt in diesem Abschnitt auch der Vater von Petra und Andrea, an Altersschwäche attestiert der Artz auf dem Totenschein. Oder an Unternährung und Verwahrlosung. Schrecklich, dass niemand in der Familie sich für den alten Mann verantwortlich gefühlt hat.

Ravn hat es geschafft, Andrea zur gütlichen Trennung zu überreden. Und hier stoßen wir erneut auf ein magisches Moment, denn sie wünscht ihm den Tod. Als seine Kutsche dann tatsächlich verunglückt, hofft sie, dass sie nun die Scheidung vermeiden kann. Ravn hat nicht nur einen offenen Bruch, sondern möglicherweise auch ein Schädel-Hirn-Trauma. Andrea hat ihm nicht gestanden, dass Frederik höchstwahrscheinlich nicht sein Sohn ist. Auch ihn liebt sie nicht.

Sivert bettelt wie eh und je um Geld, lügt und windet sich. Nichts Neues also.

Ich hoffe so sehr, dass die Kinder der Myres und der Smiths eine Chance haben, ein glückliches selbstbestimmtes Leben zu führen.

Das Verhältnis von Henrik zu seiner Schwester ist inniger, als das von Sivert und Fie. Sie ist aber auch nach wie vor sehr im Haushalt eingespannt, seit kein Dienstmädchen mehr da ist, vielleicht noch mehr.

Ich bin sehr gespannt, wie Amalie Skram ihre Geschichte zu Ende führt und freue mich auf das Treffen mit euch!

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Ich bin mir gart nicht so sicher, dass Lydia Syphilis hat. Habe ich etwas überlesen? Ich habe ihre körperlichen Gebrechen als eine sehr schwere Depression interpretiert. Beides ist möglich. Vielleicht klärt es sich noch im letzten Teil auf.

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Du hast recht, wir wissen es nicht. Die Symptome erinnern mich nur an die Erkrankung von Smiths erster Frau.

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Ja, es ist nur eine Vermutung von mir, weil sich die Symptome eben so sehr ähneln -- und um hier einmal Wikipedia zu zitieren, gänzlich abwegig wäre es nicht:

"Als Neurosyphilis wird eine Reihe von charakteristischen psychiatrischen oder neurologischen Symptomen bezeichnet, die bei unbehandelter oder nicht ausgeheilter Syphilis-Erkrankung des Menschen mit einer Latenzzeit von Jahren bis Jahrzehnten auftreten können. Im Spätstadium erleiden 2–5 % der Kranken eine progressive Paralyse (fortschreitende Lähmung), wobei Männer häufiger betroffen sind als Frauen."

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