8 Kommentare

Zum Thema Zoom: 2. April klingt gut, ich wäre dabei!

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Sehr berührt hat mich die Stelle, in der Fie am Kontor des Vaters vorbeigeht und ihn durchs Fenster beobachtet und in dieser Außenperspektive sichtbar wird, wie einsam Sivert mit all seiner Not und seinem schlechten Gewissen ist. Sein unverschämtes Glück ist ja am Ende keins. Ich finde das wirklich so großartig erzählt, wie repetitiv Sivert sich verhält und wie irgendwann auch die letzte Leserin keine Empathie mehr aufbringen kann. Bei dieser Fensterstelle kam mir der Gedanke, dass Fie sich eben nicht einfach distanzieren kann, ganz anders als zum Beispiel Jens, der in Band 2 gemütlich sein Brot kaut, als Marthe sich über Oline (oder war es Sjur Gabriel?) beschwert.

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Diese Leseetappe mochte ich besonders gerne, auch wenn der Tod der kleinen Betty ähnlich schwer zu ertragen war wie der von Klein-Gabriel im ersten Band.

Es gab so viele Szenen und Dialoge, die mich richtig begeisterten:

Ich fand es sehr lustig, dass die Haushälterin ,Der Meister’ und Ravn das ‚Unglöck’ genannt werden und spannend, wie sich der Meister und Andrea gegen das Patriarchat wehren.

Und natürlich die Bibelauslegung von Fie und Severin, in der Amelie Skram sich so liebevoll auf die Seite der Kinder beim ständigen Kampf um Selbstbehauptung gegenüber den Erwachsenen schlägt. Das war für mich eigentlich die berührendste Szene überhaupt bisher.

Ich finde es interessant, wie Amelie Skram es schafft, in diesen vielen kleinen Episoden so viel unterzubringen: Gesellschaftskritik, innere Konflikte, Tragik und endlich auch wieder Humor.

Ich kann Birgit nur zustimmen. Der Lesesog hat mich jetzt auch erfasst.

Gerne bin ich am 2.April abends auch dabei und freue mich.

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Zu deinen und den Ausführungen der Leser:innen kann ich nichts Neues hinzufügen. Die Familiensaga ist wie eine Fahrt mit der Achterbahn für mich. Ich ertappe mich allerdings auch immer wieder, dass ich denke, es gibt irgendwie, zumindest für einige der Protagonisten, doch noch eine positive Wendung.... obwohl ich es ja besser wissen müsste. Zwischendurch hat ich eine kurze ,Leseflaute‘, jetzt ist die Sogwirkung aber wieder da. Habe mir den 2. April abends bereits notiert.

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Fand diesen Abschnitt auch wieder sehr spannend und ihr habt so vieles (alles?) schon geschrieben, gehe da mit.

Sivert hat mich wieder völlig aus den Socken gehauen, auch wenns nicht unerwartet war. Seine Lügerei, die den finanziellen Ruin der ganzen Familie bedeutet fliegt auf und er ja, er sieht nur sein eigenes Elend und will sich umbringen, der Umgang mit den Kindern bricht mir das Herz.

Jetzt hat Sivert Geld gefunden und wird es wohl unterschlagen.

Dadurch, dass dieser Abschnitt so stark ins Religiöse abgedriftet ist, habe ich auch überlegt, ob er das Geld nicht zurück gibt, sich damit vor Gott und vor allem sich selbst reinwäscht und abhaut.

Auch denk ich über Amalie Skrams Erzählweise nach. Es wird linear erzählt und gerade in Siverts Kapiteln gibt es dann so ganz kurze, kleine Rückblenden die aber ALLES ändern und moralisch auf den Kopf stellen. So wie ich Sivert auch einschätze, er stellt den größten Mist an, "redet sich selbst schlecht - bemitleidet sich - mich hat es ja auch sehr schwer getroffen" und dann vergisst/verdrängt er das Ganze bis zur nächsten Katastrophe und dann kommt Skrams Einspieler

(hoffe das ist verständlich)

Sonntag passt bei mir immer, Uhrzeit am liebsten gegen Abend aber bin dann flexibel

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Ich bin bei diesem Abschnitt so in den Lesesog geraten, dass ich sogar ein bisschen weitergelesen habe. Die traurigen Szenen mit dem Tod von Betty haben mich sehr gepackt und ich wollte wissen, wie es mit Lydia weitergeht.

Dieses mal hab ich wirklich gedacht, dass es Sivert endlich an den Kragen geht, aber - nein - durch Glück und eine Fundunterschlagung rettet er sich schon wieder. Und dann sieht er das auch noch als göttliches Zeichen!

Überhaupt, der Glaube und Aberglaube ist so allgegenwärtig in dem Buch. Auch bei Krankheit und Tod der armen Betty musste ich an das düstere Omen der „Dreizehn bei Tisch“ zurückdenken.

Sehr schräg fand ich die Szenen bei Andrea und Ravn mit „dem Meister“. Andrea hat sich offenbar die Unterstützung des Dienstmädchens gegen ihren Ehemann gesichert. Auch die Verkleidungsszene ist aus heutiger Sicht befremdlich, aber zu dieser Zeit gab es für Frauen sonst kaum Möglichkeit, sich in der Öffentlichkeit frech und ungezwungen zu benehmen.

Sorgen mach ich mir um die arme Fie - die Szenen mit ihr fand ich wirklich unangenehm zu lesen und ich hab richtig Angst um sie.

Ich freu mich sehr auf den Live-Termin am 2. April!

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Ich musste beim Lesen Deines Kommentars, liebe Magda, öfter schmunzeln, weil ich Vieles ähnlich wahrgenommen habe.

Der Beginn dieses Leseabschnitts hat mich echt überrascht, als ich von dem an Großmutter Smith begangenen Betrug las. Mir ist wieder mal bewusst geworden, dass sich Amalie Skram intensiv mit Psychologie beschäftigt haben muss - Wie wird ein Mensch zu dem, der er ist? Das arbeitet sie bei allen Protagonist*innen heraus. Smith zeigt sich erstaunlich einfühlsam seiner Mutter gegenüber - nach ihrem Tod. Ohne sie zu verurteilen, wird erzählt, dass diese wohl nach dem Wiederfinden ihres Oskars ihre Liebe ausgelebt hat. Lydia überrascht mich mit ihrer Aussage „Aber es ist jetzt so schrecklich, wo sie doch tot ist.“ Wie soll ich das verstehen? Dass man über Tote nichts Schlechtes erzählt oder aber - und das will ich jetzt so glauben- ist es ein leichter Vorwurf, dass Smith sich nicht vor dem Tod der Mutter mit ihr ausgesöhnt/ ihr angenähert hat. Interessant fand ich Smith Antwort auf Lydias Frage, warum er trotzdem so gut geworden sei. Er habe im Leben sehr viel Liebe erfahren. Hat er dabei auch an Petras Liebe zu ihm gedacht?

Beeindruckt für die Zeit der Entstehung dieses Romans finde ich Smiths Liebeserklärung an Lydia, aber auch Lydias und Millas offenes Gespräch über sexuelle Lust.

Das gibt es ja nicht, dachte ich beim Lesen der Szene, in der sich Tante Ravn und das Dienstmädchen, die interessanterweise auch noch „Der Meister“ genannt wird, als Mann verkleiden und zum Amusement auf die Straße gehen. Ein Spiel mit Geschlechterrollen?

Und nun zu Severin: Er ist das Opfer der reichen Jünglinge. Durch seine „Betrügereien“ trägt er dazu bei, Unmut bei den anderen hervorzurufen. Ein Gedankenblitz durchzuckte mich: Als Reiche und Satte kann man leichter teilen als jemand, bei dem Schmalhans Küchenmeister ist. „Erst kommt das Fressen, dann die Moral.“, so drückte es Bertolt Brecht aus. Demütigung folgt auf Demütigung : Linas Freundinnen kennen sein sehr persönliches Gedicht (Wen wundertˋ s?) ; im Eisenwaren-Laden erhält er keinen Kredit….. Wohin soll das führen?

Seine Selbsterkenntnis ist berührend, zu Herzen gehend auch seine Zuflucht ins Gebet. Ich habe das Gefühl, dass Severin das gesamte Unglück seiner Familie in sich aufnimmt. Seine Gedanken, es wäre besser gewesen, nicht geboren worden zu sein, sind sicherlich typisch für Pubertierende, doch glaube ich, dass bei ihm eine tiefgreifende Verzweiflung zugrunde liegt.

Auch mich ergreift Angst um Fie, die - von so viel Lieblosigkeit umgeben- empfänglich für Leutnant Ribers Avancen ist. Was ist das für eine merkwürdige Szene, in der Grøn sie bittet (was ja auch der Leutnant mag), die Haare zu öffnen, die er dann wieder flechtet? Hinzu kommt noch Marius Übergriffigkeit in Tante Ravns Wohnung, indem er sie auffordert, auf seinen Schoß zu kommen. Nahe gegangen ist mir die Szene, in der sich Fie von ihrer Mutter Petra doch erweichen lässt, mit den Hausaufgaben aufzuhören und aus Pflichtgefühl mit ihr zu flicken. Diese Flickszene finde ich sehr eindringlich geschildert und löst bei mir Nachdenklichkeit aus. Diese Frauenschicksale: sie putzen und flicken und flicken und flicken…… Zum Glück hat sich das geändert. Ist das jedoch nur positiv? Für uns Frauen auf jeden Fall, doch die Folge ist, Kleidung hat keinen Wert; wir werfen weg und kaufen neu….. immerhin spielt das Thema Nachhaltigkeit inzwischen eine Rolle.

Und mir wird bewusst, wie wichtig wirklich jederzeit und auf der ganzen Welt immer noch die Bedeutung von Bildung für Mädchen ist.

Petra ist wieder in meinen Fokus geraten: Genau wie bei Großmutter Smith stellt sich bei ihr die Frage, was hätte aus ihrem Leben werden können, hätte sie einen anderen Mann geehelicht. Eine weitere Überraschung für mich war Tonnings Auftritt, der wohl zu ihrer Zeit im Haus des Konsuls ein Auge auf sie geworfen hatte.

Mich nimmt auch bei diesem Leseabschnitt die geschilderte alltägliche Gewalt in der Erziehung und im Zusammenleben sowie diese Vorherrschaft der Männer mit. Frauen versuchen, ihr Leben zu gestalten, befinden sich jedoch in einer schier unauflösbaren Abhängigkeit von Männern . Das verkörpert beispielsweise die recht aufmüpfige Andrea, die sich dann doch wieder unterwirft, wenn sie eine Bedrohung durch eine mögliche Scheidung spürt.

Oje, nun ist es doch wieder lang geworden. Jetzt freue ich mich auf das Lesen der anderen Kommentare.

Der 2. April würde bei mir passen. Wie viel Zeit ist überhaupt eingeplant?

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Soviel Religion und Glaube wie in diesem Abschnitt war noch nie. Severin, der Konsul, Lydia und Sivert, sie alle glauben, dass ihr Schicksal eine Strafe für vorangegangene Vergehen ist. Ihre Weltsicht ist eine magische, sie glauben an einen Gott, der alles sieht und straft. Besonders tragisch fand ich, dass sowohl Lyda, als auch ihr Mann, der Ansicht sind, dass sie den Tod ihres Kindes verschuldet haben (sie wegen sexueller Erfahrungen vor der Ehe, er wegen des Seitensprungs mit Petra und der ungewollten Schwangerschaft).

Meine Sympathie gehört diese Woche fast nur Fie, die die Aufgaben ihrer Mutter erledigt und keine Zeit hat, sich um die Schule zu kümmern. Als sie am Abend ihre Hausaufgaben erledigen will, jammert die Mutter über die viele Arbeit, so dass Fie sogar Mitleid mit ihr hat. Wie schon beim Tanztee befürchtet, ist sie ungeheuer anfällig für die Schmeicheleien des Leutnants, da sie in ihrem Alltag nie Anerkennung erfährt. 43 ist dieser Mistkerl und Fie ist noch 15!!! Da werde ich so wütend!!!

Zwar warnt ihr Bruder sie, aber sie glaubt, das liege nur daran, dass er den Angebeteten nicht kennt. Ich fürchte bereits eine ungewollte Schwangerschaft.

Wir sind bei Andrea und Ravn zu Gast, deren Ehe wie die von Petra und Sivert zerrüttet ist. Beide tun mir leid, am allermeisten allerdings der Sohn der beiden, um den sich niemand kümmert. Seine Verwahrlosung geht mir ans Herz.

Sivert ist nicht zu helfen. Da will er sich umbringen und findet vorher die volle Brieftasche des Pferdehändlers. Dann sieht er den Fund auch noch als Fügung Gottes an! Das Geld wird seine Probleme auf Dauer nicht lösen.

Erstaunt hat mich das Gespräch von Lydia und Milla, die über ihre Ehen, das Verhältnis zu ihren Männern und zwischen den Zeilen über Sexualität reden. Ich bin gespannt, ob das Gespräch eine Fortsetzung finden wird.

Ich bin supergerne beim Zoomtreffen am Abend des 2. April dabei. Bei der Uhrzeit bin ich völlig flexibel.

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