18 Kommentare

Nur ganz kurz, weil Late to party: ich bin jetzt mittendrin in der Geschichte und muss auch dran bleiben, sonst verliere ich den Faden, wer mit wem in welchem Verhältnis steht und was das wiederum für Verflechtungen auslösen könnte.

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Ja, die Verflechtungen sind wirklich sehr komplex, und auch die Zeitsprünge erleichtern das Verständnis nicht gerade.

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Mir gingen diesmal die Personen emotional nicht mehr so nahe, wie zu Beginn der Erzählung. Ich finde, man schaut (wegen der Erzähltechnik und den vielen neuen Figuren) jetzt mehr von außen auf das Geschehen drauf. Fast wie in einem klassischen Theaterstück.

Gleichzeitig bin ich aber immer wieder fasziniert, wie Amalie Skram das Innenleben der Personen beschreibt: Wie Frau Smith ihre schwere Krankheit annimmt und auch wie Lydia und Sivert nun zunehmend ins Depressive abgleiten.

Die Religion ist zwar omnipräsent aber gleichzeitig auch (vermutlich bewusst) sehr überzeichnet. Die nervige Madam Lind mit ihren ständigen Bibelzitaten ist ja eigentlich eher eine Karikatur als eine ernsthafte Persönlichkeit, finde ich.

Zur Religion passt auch mein Lieblingssatz dieses Lese-Abschnittes: „Können Wahrsagerinnen denn verheiratet sein?“ fragen sich Lise und Lydia. Das fand ich witzig und interessant zugleich.

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Haha, ja, die Wahrsagerinnenszene war insgesamt sehr witzig, fand ich.

Ich struggle auch ein wenig mit der "neuen" Erzähltechnik in diesem Abschnitt, mit diesem Blick von außen. Ich glaube, das war bisher die Etappe, die mir als Leserin am wenigsten gut gefallen hat. Ich bin gespannt, ob Skram die Erzähltechnik für den letzten Abschnitt im Buch beibehält oder ob wir bald wieder näher an den Figuren dransein werden.

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Ja, ich fand diese Etappe auch am schwierigsten und wahrscheinlich wäre ich ausgestiegen, wenn es nicht diesen schönen Lesekreis hier gäbe :-)

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Mir ging es auch so, daher bin ich jetzt auch ein bisschen mit dem Lesen in Verzug. FInde es aber nach wie vor ganz wunderbar, eure Einordnungen zu lesen und zu sehen, dass es nicht nur mir so ging!

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Seifenoper… in gewisser Weise ja und nein. Da schließe ich mich Susanne an, denn dafür fehlt die Leichtigkeit - aber insgesamt mit diesen vielen Beziehungen, Betrügereien, Heimlichkeiten etc. da passt es schon. Ich kann mir das alles irgendwie auch als Netflix Serie vorstellen, so absurd das vielleicht auch klingt.

Was ich spannend fand, war, bei mir beim Lesen eine Art abwechselnde Sympathie und Antipathie für nahezu jede Figur zu beobachten. Das ging mir schon in Band 1 mit Sjur Gabriel ganz besonders so, aber auch jetzt im Kleinen, da es so viel mehr Figuren gibt. Gehe es Euch auch so?

Ich bin übrigens ein wenig froh, mir die ganzen Namen merken zu können und grade bei Petra hatte ich befürchtet, eine Figur irgendwie „verpasst“ zu haben. Hat etwas gedauert, bis ich begriffen habe, dass sie wohl für alle Lesenden neu ist 🙈

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Ja, auch für mich gibt es quasi keine Figur, die ich nur sympathisch oder nur ätzend finde. Selbst der Konsul war mir in der einen Szene am Bett seiner Frau, als die beiden zum ersten Mal seit langem offen miteinander reden, kurz sympathisch. Frage mich gerade, ob es evtl. längst eine norwegische Verfilmung gibt? Kann mir richtig gut vorstellen, wie in den, keine Ahnung, 80er Jahren, die ganze norwegsiche Bevölkerung jeden Donenrstag Abend gespannt zuhause vorm Fernseher saß und darauf gewartet hat, zu erfahren, was Sivert schon wieder für einen Most gebaut hat.

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Ob wohl noch etwas aus S.G. Myre wird? Inzwischen bin ich wirklich vorsichtig mit Prognosen, ich finde die Handlung gar nicht vorhersehbar. Aber gleichzeitig doch sehr stimmig, etwa bei Sievert: Er hat positive Seiten, ist empathisch, fleißig und verschafft sich immer wieder Respekt durch seine Leistungen. Andererseits prahlt er herum, redet sich um Kopf und Kragen, klaut und hat schreckliche Schuldgefühle. Wer weiß wieviele Chancen auf Karriere und Aufstieg er noch bekommt? Den Einblick in seinen inneren Schuldmonolog fand ich übrigens ziemlich toll, weil mE deutlich wird, wie destruktiv diese Gefühle für ihn sind. Sie sind kein Katalysator für Veränderung, sondern eine ziemlich niederdrückende Last.

Bei der Stelle, als Berthe in den Laden kommt und vom Tod ihres Kindes erzählt hab ich nicht schlecht gestaunt. Sievert, der das Gespräch lästig findet, dieses lapidare „tot ist eh besser, jetzt ist es an einem besseren Ort“-Gerede und wie unbeeindruckt beide sind. Dann noch der Halbsatz zu Hansemann, auch eher im Smalltalkton „der macht’s ja auch nimmer lang“ Meine Güte! Ich finde diese harten Stellen im Buch auch oft sehr skurril. Geht es da nur mir so?

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Nein, skurril finde ich die Kommentare zu dem toten und dem sterbenden Kindes nicht. Sie zeigen uns doch überdeutlich die Überzeugung der handelnden Personen, dass das Paradies für uns Menschen nicht hier auf der Erde, sondern nur im Himmel zu finden ist. Das wurde ja auch von Kirche jahrhundertelang so propagiert. Mich gruselt es da eher.

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Meine erste Reaktion auf solche Szenen ist ähnlich wie bei Elena, ich finde sie anfangs auch eher skurril-irritierend und muss sie dann meistens noch lange darüber nachdenken, was Skram sich wohl dabei gedacht hat. Aber was Susanne schreibt, finde ich total einleuchtend, der religiöse Glaube der Figuren zieht sich ja wirklich wie ein roter Faden durch die Handlung und kommt dann eben in solchen Szenen eher subtil zum tragen.

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Die Bezeichnung Seifenoper gefällt mir gut….. Tatsächlich habe ich in diesem Teil die Erklärung für den Titel S.G. Myre gefunden. Ach ja, der Name gehört zu Siverts Traum von einem erfolgreichen guten Leben. Und wieder war ich erleichtert, als ich las, dass er eine gute Anstellung gefunden hat, in der ihm Vertrauen entgegen gebracht und er von seinen Vorgesetzten anerkannt wird. Wie Magda erging es mir, als Sivert dieses wiederum auf‘s Spiel setzt. Ich spüre beim Lesen, dass er beginnt mich zu nerven. Jedoch bringt mich sein Verhalten sehr zum Nachdenken darüber, dass Herkunft und Bildungsvoraussetzungen sehr prägend sind. Ja, ihm wird viel zugetraut und Verantwortung übertragen, aber wer behütet, begleitet und unterstützt ihn, wenn er ins Straucheln gerät? Klar, Madam und Virs sind ihm wohl gesonnen; sie spricht mit ihm, was aber anscheinend nicht reicht. Was in der jetzigen Zeit jungen Menschen teilweise zu viel abgenommen wird, da wurde zu Siverts Zeit gerade den jungen Menschen aus „prekären“ Verhältnissen zu viel aufgebürdet. Beim Schreiben kommt mir gerade der Gedanke, dass es heute nicht anders ist - wie viele Menschen erhalten auch heute keine Begleitung? Immer noch wird viel zu wenig Geld für Kinder und Jugendliche von der Gesellschaft ausgegeben. Ich hoffe, dass Sivert ein in seinem Sinne gutes Leben führen können wird.

Irritiert hat mich Ravns Verhalten, der sich nach Lydias Rückkehr überhaupt nicht um sie zu bemühen scheint. Lydia wiederum scheint doch Gefühle für Sivert zu haben… vielleicht interpretiere ich auch zu viel hinein.

Mitgenommen und auch wütend gemacht hat mich Petras Schicksal. Diesen Konsul Smith finde ich widerlich von Anfang an (!!!); schon als er am Tag von Petras Vorstellung seine Hand auf ihrer Hüfte liegen ließ- welch‘ eine Grenzüberschreitung. Seine Verlogenheit ist auch kaum auszuhalten. Nachdem er sie verführt hat und ihre völlige sexuelle Unerfahrenheit bemerkte, tat es ihm leid, weil er doch dachte…. als ob sein Verhalten in dem Fall moralisch einwandfreier gewesen wäre. Furchtbar finde ich, dass auch heute noch Abhängigkeit von Vorgesetzten ausgenutzt wird trotz entsprechender Gesetze. Da gibt es immer noch viel zu tun in unserer heutigen Zeit.

Ich bin fasziniert und überrascht, wie es Amalie Skram gelingt, bei mir eine emotionale Verbundenheit zu ihren Protagonist*innen zu wecken. Sie fächert ein facettenreiches Panorama der norwegischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts auf und hat dabei einen fast mikroskopischen Blick auf die Widersprüche, Ungerechtigkeiten…. Immer wieder freue ich mich beim Lesen über ihren sprachlichen Reichtum.

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Ich wollte mal sagen, wie wertvoll ich deine Beiträge hier immer finde und wie gut es dir dabei immer gelingt, die Bezüge im Text zu heutigen gesellschaftlichen Problemen herauszustellen! Da bringt mich in vielen Fällen dazu, nochmal anders über meine eigene Lektüre nachzudenken. Wie schön, dass du an diesem Lesekreis teilnimmst! :)

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Zu Beginn des Abschnitts war ich erst mal irritiert, denn wir hatten es mit einer neuen Person zu tun, und erst im Lauf der Zeit konnte man ein paar Zusammenhänge zur bisherigen Handlung feststellen. Das ist etwas, was neu ist in diesem Band, dass die Geschichte von Personen geschildert wird, die nicht zur Familie gehören. Das hat den Vorteil, dass wir mehr weibliche Perspektiven zu lesen bekommen, auf der anderen Seite hat mir die auf die Familie konzentrierte Handlung der ersten zwei Bände besser gefallen. Dass Geschehen zerfledert zusehends und die Prioritäten scheinen etwas beliebig, denn einerseits begleiten wir Lydia zu einer Wahrsagerin, andererseits bleibt die schwangere Sine komplett im Hintergrund.

Sivert ist und bleibt Sivert, er hatte so viel Glück und bringt sich doch immer wieder in neue Schwierigkeiten. Jetzt fängt er auch noch zu trinken an wie seine Großeltern!

Eine Szene mit Petra ist mir besonders in Erinnerung geblieben weil sie so typisch ist und zeitlos. Sie wird gleich bei der ersten Begegnung mit dem Konsul von ihm begrapscht. Und was tut sie? Sie fragt sich was ER jetzt wohl von IHR denkt. Man möchte schreien!

Jetzt geht es weiter mit dem letzten Abschnitt in Band 3, bin gespannt, was das mit Sivert für ein Ende nimmt, ich nehme an, kein gutes.

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Ja, ich finde auch, dass die Handlung hier ziemlich zerfleddert, ich habe mich viel schlechter zurechtgefunden als in den bisherigen Abschnitten. Und es ist auch wirklich gewöhnungsbedürftig, dass wir bei so wenigen der wichtigen Ereignisse "live" im Geschehen mit dabei sind, sondern es dann immer erst hinterher nacherzählt bekommen -- wie Lydia Siverts Brief findet, das komplette Verhältnis von Sivert und Sine, etc. Da mochte ich doch die Passagen z.B. im zweiten Band, wo man in den Schiffsszenen mitten ins Geschehen hineinversetzt wurde, oder auch die Beschreibung von Sjur Gabriels Begräbnis im ersten Teil von diesem Band, als Leserin wesentlich lieber.

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Ach ja, einerseits witzig und andererseits entlarvend fand ich, als die Konsulsgattin darüber sinniert, wie praktisch es wäre, wenn ihr Mann einfach zwei Ehefrauen gleichzeitig haben könnte. Das ist einersits ein sehr fortschrittlicher Gedanke, der nonmonogame Beziehungskonzepte und die Wichtigkeit einer gesunden Sexualität innerhalb von Beziehungen mitdenkt, andererseits ist hier natürlich völlig klar, dass sie sich so ein Konzept nur sehr einseitig für ihrern Mann vorstellen kann, dem durch seine Machtposition eben zwei Frauen "zustehen" würden, die unterschiedliche Bedürfnisse für ihn erfüllen könnten. Nirgends wird angedeutet, dass die Konsulin (oder Amalie Skram) sich auch umgekehrt vorstellen könnte, dass eine Frau zwei Ehemänner haben sollte.

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Seifenoper, ich weiß nicht, dafür fehlt mir doch die Leichtigkeit. Und was soll ich sagen: I saw it coming. Da hat dieser verflixte Sivert nach dem Rauswurf bei Munthe doch wieder unverschämtes Glück und kommt bei dem netten Ehepaar Virs unter. Er ist fleißig, beliebt und spart sich eine ordentliche Summe zusammen. Wie blöd kann man sein! Diesmal ist es mir zuviel geworden. Wie er schon wieder sehenden Auges ins Unglück läuft. In klaren Momenten reflektiert er zwar seine Lage, aber er kann das Lügen und inzwischen auch das Saufen nicht lassen. Nachdem er Sine geschwängert hat, will er sich nicht weiter um Frau und Kind kümmern. Da sind meine letzten Sympathien für ihn verschwunden.

Auch bei Petra habe ich, ihr wahrscheinlich auch, das Unglück kommen sehen. Lass dich nicht auf den Konsul ein, wollte ich ihr am liebsten zurufen. Empört hat mich, dass sie sich die Schuld gibt, nicht sehen kann oder will, dass ein erfahrener Mann ein junges Mädchen ausnutzt. Und sie liebt ihn immer noch. Über soviel Naivität und Dummheit konnte ich nur den Kopf schütteln.

Ich konnte es kaum ertragen, dass Berthe und Magne noch ein weiteres Kind verloren haben. Wir erfahren auch noch, dass es Ingeborgs Sohn immer schlechter geht. Nirgendwo ein Lichtblick.

Den Abschnitt von dieser Woche fand ich am bisher am schlimmsten. Einzig Lydias Besuch bei der Wahrsagerin hat etwas Spannung aufkommen lassen.

Ich mag mir gerade nicht vorstellen, wie die Geschichte weitergeht. Ich werde dennoch dabeibleiben, versprochen!

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Ja, wie unbeteiligt Sivert mit Sines Schwangerschaft umgeht, ist wirklich der Gipfel. Und den Konsul finde ich richtig richtig gruselig in seiner manipulativen, berechnenden, aber vornerum zuckersüß freundlichen Art. Ich hoffe, dass sowohl Petra von ihm loskommt als auch Lydia einer Ehe mit ihm entgeht.

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