jetzt haben wir mit Zwei Freunde, übersetzt von Nora Pröfrock, schon den zweiten Band von Amalie Skrams Hellemyr-Tetralogie beendet. Ich fand es erstaunlich, wie anders er (inhaltlich betrachtet) auf den ersten Blick war als der erste Band und wieviele Themen sich dann bei näherer Betrachtung dann doch wie ein roter Faden durch beide Bücher ziehen.
Während Sivert in diesem Brief den Eltern gegenüber seine Begegnungen mit den Schwarzen Prostituierten in Kingston noch als ekelerregend abgetan hat, scheint die Neugierde und das Begehren des ja mitten in der Pubertät steckenden Jungen inzwischen doch gesiegt zu haben, denn in diesem Teil folgen wir Sivert bei einem abendlichen Landgang zurück in das erwähnte Bordell, wo er sich nach langem Zögern und großer Unsicherheit schließlich mit Unterstützung der anwesenden Frauen Mut antrinkt, um endlich sein erstes sexuelles Erlebnis zu verwirklichen. Leider macht ihm die Ankunft seiner Schiffskollegen, darunter sein Erzfeind der Koch, einen Strich durch die Rechnung und Sivert muss letztendlich unverrichteter Dinge — und mit einem noch weiter befeuerten Hass auf den Koch — aufs Schiff zurückkehren.
Die Szene im Bordell fand ich persönlich aufgrund von Siverts (und der anderen Männer) unglaublich rassistischem und misogynem Blick auf die Frauen dort wirklich unangenehm zu lesen. Beispielsweise betrachtet er Emmeline als "die hübscheste oder zumindest die am wenigsten hässliche", denn sie "hatte etwas hellere Haut als die anderen und nicht ganz so hervorstehende Lippen", andere der Frauen werden als "Klappergestell" und "Fleischklops" bezeichnet.
Nach dem Abstecher ins Bordell und einer brutalen nächtlichen Prügelei zwischen Sivert und dem Koch sticht die Zwei Freunde schließlich mit neuer Ladung wieder in See, an Bord auch zwei französische Forscher, die dem Kapitän vom Konsul als Passagiere aufgedrängt werden. Wie Sivert als einziger aus der Besatzung langsam eine Beziehung zu den beiden Männern aufbaut und dabei nach und nach die vorhandene Sprachbarriere überwindet, fand ich sehr schönen Comic Relief mitten in dieser rauen Seefahrtswelt und umso trauriger war für mich dann das unschöne plötzliche Ende dieser Freundschaft. Auch hier kommt wieder Siverts große Scham ins Spiel, Scham über seine Herkunft (angestachelt von des Kochs Lästereien über Siverts alkoholkranke Großmutter Oline) und Scham über sein eigenes Verhalten, seinen Diebstahl und seine Lüge, die dafür sorgen, dass er den beiden freundlichen Franzosen, die doch das Potenzial in ihm erkennen, nicht mehr unter die Augen treten kann. Wie Sivert sich auf dem Schiff versteckt, um den beiden bei der Verabschiedung nicht seinen Gefühlsaufruhr offenbaren zu müssen, fand ich wirklch herzzerreißend.
Tja, und dann kam der Sturm! Wir kannten Unwetter und brenzlige Situationen schon aus der ersten Hälfte des Buches, aber dieser Sturm nun übertrifft alles zuvor dagewesene und ich habe die Seiten wirklich mit nahezu angehaltenem Atem gelesen, ständig hoffend und bangend, dass die Zwei Freunde doch noch irgendwie heil durchkommt.
Besonders tragisch fand ich, obwohl er so eine unsympathische Figur war, die Tatsache, dass der Koch während des Sturms über Bord geht und keine Chance einer Rettung besteht. Selbst Arschlöcher haben so ein Schicksal nicht verdient. Wer mir hingegen durch sein Verhalten in der Krise wesentlich sympathischer geeworden ist, ist der Kapitän, der selbst im größten Chaos und Unglück einen kühlen Kopf bewahrt und das Wohlergehen seiner Mannschaft selbst dann noch im Blick bewahrt, als kaum mehr Hoffnung für das Schiff besteht. Als er erst seine eigene trockene Kleidung an die Männer verteilt, sie dann in seiner Kajüte schlafen lässt und währenddessen laut Gebete vorliest, hat mich das sehr berührt. Und selten war ich bei einer Lektüre erleichterter als in dem Moment, wo Sivert die rote Laterne des rettenden fremden Schiffs erblickt!
Insgesamt hat mich auch der zweite Hellemyr-Band wieder sehr mitgerissen, obwohl ich ähnlich wie Birgit dabei etwas weniger Sogwirkung gespürt habe wie in Band 1. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass ich tendenziell immer Probleme mit Büchern habe, die in mehr oder weniger reinen Männermilieus spielen, wo Frauen höchstens als Nebenfiguren vorkommen und dann auch noch so abwertend beschrieben werden, wie es zum Beispiel hier der Fall war. Mir ist natürlich klar, dass man die Beschreibung der jamaikanischen Frauen aus der Perspektive der Figuren und nicht unbedingt als Amalie Skrams eigene Perspektive betrachten muss, und aus Sicht eines pubertierenden, sich beweisen wollenden Jungen und einer handvoll rauer, machohafter Seemänner ist dieser Blick auf Frauen ja leider durchaus realistisch und gehört dadurch auch irgendwie dazu zu so einem Seefahrtsroman, zumal aus dieser Zeit. Ich hoffe einfach, dass im nächsten Band, der ja voraussichtlich wieder in Bergen spielten wird, wieder ein etwas ausgeglicheneres Gschlechterverhältnis herrscht.
Devi Kem jedenfalls war von diesem Band ziemlich begeistert: "Dabei lässt aber Amalie Skram in ihrer betörend ehrlich direkten Schreibweise nichts aus, was Seefahrern auf See und an Land passiert. Beim Lesen hatte ich den Salzgeschmack auf der Lippe, ich spürte die stürmischen Winde und mir war es kalt. Ich hatte Siverts Unsicherheiten klar mitspüren können und ich war der gesamten Story sehr nah. Was für ein literarisches Feuerwerk. Ich muss gleich weiterlesen."
Wie habt ihr das Buch nun insgesamt empfunden? Was hat euch besser, was weniger gut gefallen als am ersten Band? Wer war eure Lieblingsfigur, was eure Lieblingsszene? Wo hättet ihr gern mehr erfahren? Was erhofft ihr euch aus den folgenden Bänden, welche Entwicklungen erwartet ihr?
Ich freue mich wieder auf eure Gedanken in den Kommentaren — und bin begeistert darüber, wie viele von euch in den beiden vorangegangenen Etappen mitgemacht und ausführlich geantwortet haben. Falls ihr erst später in die Lektüre eingestiegen seid, scheut euch bitte nicht, auch noch nachträglich eure Gedanken zu früheren Leseetappen zu teilen!
Nächste Woche treffen wir uns hier, um über den ersten Teil des dritten Bandes zu sprechen.
Ich hinke leider etwas hinterher, fange heute erst mit Band 3 an, auch wenn sich der Text wirklich sehr gut lesen lässt. Das macht viel Freude!
Zu Buch 2, Teil 2: für mich waren die zwischenmenschlichen Elemente wieder spannender als die Seefahrtabenteuer, wobei die auch Hand in Hand gehen. Sivert habe ich gegenüber eine ganze Bandbreite an Gefühlen gehabt von Mitleid, Freude für ihn, Fremdschämen und Enttäuschung. Er tat mir leid, als er sich abgewiesen fühlte, aber ich war erschrocken, welche aggressive Energie er daraus entwickelt hat. Ähnlich hab ich mich für ihn gefreut, dass er derjenige ist, der die besondere Beziehung zu den Franzosen hat, und war entsprechend enttäuscht, dass er stiehlt, sie belügt und es nicht schafft, in guter Beziehung zu ihnen zu bleiben. Aber letztlich ist es das, was alle Figuren auszeichnet: sie sind nicht perfekt, sie machen Fehler, sind auch ihrer Zeit verhaftet. Rassismus und Sexismus passieren eher alltäglich-nebenbei, sie gehören zu den Figuren und benötigen daher auch die Aufmerksamkeit der Lesenden, da dieses Verhalten nicht negativ dargestellt wird. Auch Machtgefälle, die zwar noch offensichtlicher sind, werden durch Kleinigkeiten offenbar: der Kapitän, der extra Kleidung und Nahrung hat; durch Details erwähnte Kolonialismus und so weiter.
Ich möchte auch nur auf einen kleinen Teil eingehen, ihr habt hier schon soviel geschrieben, was mir auch aufgefallen ist. Neben der für mich als Leserin eindeutigen Vergewaltigungsszene in der Erzählung des Segelmachers erscheint mir die Behandlung der Prostituierten auch wieder in einem bestimmten Licht. Alle Männer deuten die Anhänglichkeit der Prostituierten als Verliebtheit, dabei ist es für mich schiere Verzweiflung, die sie so handeln lässt. Sie erhofft sich einen Ausweg. In diesem Zusammenhang offenbart sich auch hier schon der Charakter des Segelmachers, der sich seiner Wirkung durchaus bewusst ist und sie auch gezielt einsetzt. Frauen sind für ihn jedoch nur Ware, die einen, um seine sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen, die anderen, um seine Stellung zu festigen (hat er nicht eine „gute Partie“ daheim, die auf ihn wartet und deren Vater Geld und Ansehen hat?). Von außen betrachtet ist er also durchaus ein unsympathischer Mann, der es aber gut versteht, mit seinem Charme und seiner Prahlerei seine Kameraden und auch die Frauen zu blenden.
Meine Lieblingsszene hat auch mit Sivert und seiner Scham nach dem ertappten Diebstahl des Goldstückes zu tun: Er ist ja so verzweifelt, dass er gar nicht weiß, wie er überhaupt noch weiterleben kann und erfindet daraufhin einen Nachruf auf sich selbst.
Wie er darin feststellt, dass das Leben es mit ihm bisher nicht gut gemeint hat und so schließlich Trost findet, fand ich ziemlich eindrucksvoll und sehr einfühlsam beschrieben.
Ich habe mich schon gefreut, dass mit dem Auftritt der beiden Franzosen etwas Leichtigkeit und Humor Einzug in das Buch gefunden haben und finde wie Du, Susanne, dass die Übersetzerin Nora Pröfrock das sehr gut übertragen hat.
Diesesmal möchte ich nur etwas zu dem Teil sagen, der mich am meisten berührt hat. Und das war die Geschichte mit den Sivert und den beiden Franzosen. Erst der Aufbau einer kleinen Freundschaft, dann diese blöde Situation, dass Sivert das Geld ausging, und aus Scham nichts sagen konnte - sondern geklaut hat. Die Fast-Katastrophe mit seiner Eindeckung - und wie er dann nicht mehr in die Freundschaft zurückfindet. Das war alles so traurig zu lesen und großartig und psychologisch stimmig erzählt. Die verpasste Abschiedsszene war dann nochmals herzzereißend. Ich konnte da nicht umhin, mir auszumalen, wie das anders verlaufen wäre, wenn Sivert nur was gesagt hätte. Was da noch entstehen hätte können aus dieser Freundschaft!
--->>> Liebe Lesende, leider bin ich bisher nicht konsequent gewesen und habe weiter gelesen, daher eine kleine ,Warnung’ von mir: Lest nicht das Nachwort im 3. Band, ich finde der Inhalt hätte im 4. Band abgedruckt werden müssen, da für mein Empfinden zu viel vorweggenommen wurde! <<<---
Einen schönen Sonntag in die Leserunde mit Dank: Das Lesen eurer Eindrücke, die unterschiedlichen Lesarten, Begegnungen mit Sivert und allen anderen Beteiligten ist eine wunderbare und anregende Lesebegleitung. Mich begleitet zudem unbändige Neugier auf Amalie Skram, die ich gern kennenlernen würde - und danke an Guggolz und die Übersetzerinnen für die Fast-Möglichkeit einer zeitversetzten Bekanntschaft! Die nimmt mich rückblickend mit in Lebenswelten, die ich mir nicht vorstellen könnte/konnte und in die ich hier lesend doch so eintauche: Auch mir ging es so, dass mir "Zwei Freunde" ein wenig herauszuspringen schien aus der norwegischen Stadt- und Familiengeschichte und ich zunächst die Frauen vermisste - das legte sich mit der Bewunderung dafür, wie gut Amalie Skram offensichtlich nicht nur die Stürme einer Seereise, sondern auch die selbstverständlichen Gepflogenheiten europäischer Seemänner in Kingston kannte. Da war ich voll Bewunderung und irgendwie an der Seite der beobachtenden, schreibenden Frau. Die rassisistischen Blicke auf die Frauen in Port Royal - schwer zu ertragen, aber zugleich dachte ich, wie wichtig, dass es mal so richtig vor Augen geführt wird.
Ein Gefühl, dass ich öfter beim Lesen hatte: Da wird etwas liebenswert erzählt, was traurig und abstoßend ist (auch die Armut, die Siverts Großeltern präsentieren, ihr Trinken...), das lässt dies aber wahrnehmen und erinnern.
Überhaupt: Sivert zu mögen, trotz seiner Fehltritte, Marthas Klammern an einen unberechtigten (?) Stolz, und auch Säuferline und Sjur Gabriel lesen sich so tragisch-sympathisch. Wie Sivert zB auf S.107 in Port Royal an seine Großeltern denkt, ein halbersticktes Schluchzen aus ihm hervorbricht und sein Gedankenfluss von Moskitos unterbrochen wird - tssss - "Wenn er es recht bedachte, hatte er ihr Surren schon die ganze Zeit gehört, nur nicht weiter bedacht, weil er so ins Grübeln vertieft war." Amalie Skram - und die Übersetzerinnen - zogen mich an vielen Stellen sehr hinein, hier in das Grübeln, manchmal in die Empörung, den Stolz den Schrecken... das fand ich sehr besonders beim Lesen. Und vielleicht unerwartet für eine Seereise mit männlicher Besatzung.
Es stimmt, Skram schildert wirklich alle Figuren in all ihren Schattierungen, malt nicht einfach nur schwarz-weiß, so dass ich selbst für so unsympathische Figuren wie den Koch am Ende Mitleid empfunden habe.
Mir ging es beim Lesen ähnlich wie Magda. Meine Lieblingsfigur ist Sivert, der selbst unter den hammerharten Bedingungen des Lebens auf See von seiner Vergangenheit, der er entfliehen wollte, insbesondere seinen Großeltern, eingeholt wird. Berührt hat mich die Entwicklung seiner Beziehung zu den beiden französischen Forschern- Siverts Offenheit und sein Mut trotz völliger Unkenntnis der französischen Sprache zu kommunizieren; dann wiederum auch die Offenheit der Franzosen ihm gegenüber und ihre emotionale Zuwendung, nach der er sich so sehnt. Traurig stimmte mich das Zerbrechen dieser zarten freundschaftlichen Bande, dessen Ursache m.E. auch wieder in Siverts gefangen sein in seiner Sozialisation zu suchen ist.
Losgelassen hat mich aber auch Emmelines Schicksal nicht. Wie furchtbar! Sie hofft auf die „Rettung“ durch ihren Freier, den Segelmacher, in den sie sich verliebt hat, doch dieser Kerl hat sie nur benutzt - wen wundert es !? - . Natürlich würde der auch in Norwegen mit einer Prostituierten so umgehen, aber für mich wird an diesem Schicksal wieder deutlich, was unsere europäische Arroganz und der Rassismus in der Welt angerichtet haben und auch immer noch anrichten.
Deutlich wird der Kolonialismus und die Ausbeutung der außereuropäischen Welt auch in der Szene , in der all die Tiere und Pflanzen auf das Schiff geschleppt werden, um irgendwo ein nicht artgerechtes Leben zu führen.
Ich bin beeindruckt, wie es Amalie Skram gelingt, sich in diese männliche Welt und damaliges ( ich weiß, auch heute immer noch vorhandenes) männliches Denken hineinzuversetzen und es mit einer immensen Sprachkraft zu Papier zu bringen.
Nun bin ich gespannt auf den dritten Band; habe mich diese Woche gezwungen, nicht weiterzulesen.
Das mit den verschleppten Tieren ist ein sehr guter Hiwneis, aus dem Blickwinkel habe ich diesen Aspekt der Handlung noch gar nicht betrachtet, danke dafür!
Es ist übrigens das erste Mal, dass ich bei einem Lesekreis mit dabei bin und finde es sehr toll! Diese Etappe hatte ich zwar lesend, aber wenig reflektierend verbracht - die Diskussion und Magdas Gedanken helfen mir sehr dabei, mich in der Lektüre zu orientieren! Danke dafür!
Mich erinnert die Lektüre übrigens sehr an meine Leseerfahrungen bei Jugend oder Taifun von Joseph Conrad - dieses Nebeneinander von rassistischen und kolonialistischen Weltsichten, die wirklich schwer lesbar sind einerseits und andererseits den Momenten von Kameradschaft und Zusammenhalt.
Wie Magda schon sagte, die Lektüre ist wirklich sehr vielfältig - ich bin sehr gespannt, wie und mit wem es weitergeht und freue mich auf die nächste Etappe!
Ich fand in diesem Teil die erzählte Gewalt teilweise sehr schwer zu ertragen, v.a. die Szene zwischen Sivert und dem Koch, aber auch die Erzählung des Segelmachers. Gleichzeitig finde ich es faszinierend, wie Amalie Skram es schafft, dass ich weiterhin große Sympathie für Sivert hege. Die Beschreibung der sich entwickelnden Freundschaft zu den Franzosen und der vielfältigen Kompetenzen, die Sivert in diesem Zusammenhang zeigt und die auch Hoffnung auf einen gewissen sozialen Aufstieg aufkommen lassen, hat mich sehr eingenommen. Am meisten bewegt hat mich die Szene, als er vor lauter Scham keinen anderen Ausweg mehr sieht, als über Bord zu gehen. Dieses Gefühl der Ausweglosigkeit und auch, dass Sivert sich gegenüber den Franzosen nicht nur wegen der Sprachbarriere sondern auch wegen des Klassenunterschieds nicht verständlich erklären könnte, fand ich sehr eindrücklich beschrieben.
Oh Gott, ja, die Erzählung des Segelmachers, die hatte ich glatt verdrängt, so unangenehm fand ich die. Im Grunde schildert er da ja eindeutig eine Vergewaltigung, auch wenn er es natürlich selbst nicht als solche benennt, und für einen kurzen Moment hatte ich in der Szene sogar die Befürchtung, er hätte die Frau versehentlich getötet. Da ist es mir wirklich eiskalt den Rücken heruntergelaufen!
Diese Szene ist mir auch im Gedächtnis geblieben. Wie auch einfach so getan wird als sei es das normalste Welt eine Frau so zu behandeln, gruselig und (leider) realistisch zu gleich
mir hat der 2. Teil des 2. Bandes noch viel besser gefallen als der 1. Teil, der mich in Passagen oft an ein Jugendbuch erinnert hat. Nach den knapp hundert Seiten dieser Leseetappe hatte ich das Gefühl, mehrere Bücher gelesen zu haben. Das Geschehen hat mich ungeheuer gefesselt. Sivert ist mir sehr nahe gekommen. Das Gefühl der Scham, das ihn die ganze Zeit begleitet, hat Jörg Barnstedt ja bereits für den 1. Teil gut beschrieben. Ich will mich hier nicht über Prostitution auslassen. Aber ich frage mich, ob es nicht ungewöhnlich ist, dass eine Frau 1887 darüber schreibt. Kennt ihr andere Beispiele? Sivert möchte dazugehören, so sein wie die anderen Männer. Doch als Jüngster an Bord hat er es schwer. Sein Gewaltausbruch in der Auseinandersetzung mit dem Koch hat mich erschüttert. Er ist nicht in der Lage, den Hänseleient verbal etwas entgegen zu setzen. Dennoch reflektiert er an mehreren Stellen sein Leben. Wenn ihm etwa bewusst wird, dass es nicht selbstverständlich ist, eine Familie zu haben. "Er hatte es nie als etwas Besonderes betrachtet, doch nun erfüllte es ihn mit einem Gefühl von Freude und Reichtum" (S.125). Oder wenn er darüber nachdenkt, wie anders sein Leben verlaufen würde, wäre er in eine andere Familie hineingeboren.
Sehr amüsant fand ich die Gespräche mit den beiden Franzosen. Es war sicher nicht einfach für Nora Pröfrock, dieses Kauderwelsch zu übersetzen. Der Sturm im 2. Teil des Romans hat mich deutlich mehr in die Geschichte hereingezogen als der erste Sturm. Ich habe überlegt, woran das liegt. Hier erleben wir das Unwetter nicht nur aus Siverts Perspektive. Die Verzweifelung des Kapitäns wird auch ganz deutlich. Ich habe mich fast gefühlt, als sei ich mit an Bord und war ungeheuer erleichtert, als Rettung nahte. Diesmal wollte ich sofort weiterlesen, habe es mir aber verboten, da ich mir den Samstag für die Hellemyrlektüre reserviere. Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf nächste Woche.
Ich fand die Prügelei mit dem Koch auch unglaublich brutal und bin da etwas über Sivert erschrocken. Allein, dass er dem betrunkenen Koch nachts extra auflauert, um ihn hinterrücks zu attackieren, das fand ich echt schlimm und traurig. Aber es ist natürlich irgendwo auch nachvollziehbar, dass Sivert sich eben behaupten und "beweisen" will vor den anderen Männern, gerade nach dieser "sexuellen" Niederlage im Bordell, und er war ja selbst auch nicht gerade nüchtern. Ich bin sehr gespannt, wie es mit Sivert weitergeht und ob wir ihm im nächsten Band weiter folgen werden oder ob dann andere Figuren mehr im Vordergrund stehen.
Ich hinke leider etwas hinterher, fange heute erst mit Band 3 an, auch wenn sich der Text wirklich sehr gut lesen lässt. Das macht viel Freude!
Zu Buch 2, Teil 2: für mich waren die zwischenmenschlichen Elemente wieder spannender als die Seefahrtabenteuer, wobei die auch Hand in Hand gehen. Sivert habe ich gegenüber eine ganze Bandbreite an Gefühlen gehabt von Mitleid, Freude für ihn, Fremdschämen und Enttäuschung. Er tat mir leid, als er sich abgewiesen fühlte, aber ich war erschrocken, welche aggressive Energie er daraus entwickelt hat. Ähnlich hab ich mich für ihn gefreut, dass er derjenige ist, der die besondere Beziehung zu den Franzosen hat, und war entsprechend enttäuscht, dass er stiehlt, sie belügt und es nicht schafft, in guter Beziehung zu ihnen zu bleiben. Aber letztlich ist es das, was alle Figuren auszeichnet: sie sind nicht perfekt, sie machen Fehler, sind auch ihrer Zeit verhaftet. Rassismus und Sexismus passieren eher alltäglich-nebenbei, sie gehören zu den Figuren und benötigen daher auch die Aufmerksamkeit der Lesenden, da dieses Verhalten nicht negativ dargestellt wird. Auch Machtgefälle, die zwar noch offensichtlicher sind, werden durch Kleinigkeiten offenbar: der Kapitän, der extra Kleidung und Nahrung hat; durch Details erwähnte Kolonialismus und so weiter.
Ich bin auf Band 3 gespannt.
Ich möchte auch nur auf einen kleinen Teil eingehen, ihr habt hier schon soviel geschrieben, was mir auch aufgefallen ist. Neben der für mich als Leserin eindeutigen Vergewaltigungsszene in der Erzählung des Segelmachers erscheint mir die Behandlung der Prostituierten auch wieder in einem bestimmten Licht. Alle Männer deuten die Anhänglichkeit der Prostituierten als Verliebtheit, dabei ist es für mich schiere Verzweiflung, die sie so handeln lässt. Sie erhofft sich einen Ausweg. In diesem Zusammenhang offenbart sich auch hier schon der Charakter des Segelmachers, der sich seiner Wirkung durchaus bewusst ist und sie auch gezielt einsetzt. Frauen sind für ihn jedoch nur Ware, die einen, um seine sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen, die anderen, um seine Stellung zu festigen (hat er nicht eine „gute Partie“ daheim, die auf ihn wartet und deren Vater Geld und Ansehen hat?). Von außen betrachtet ist er also durchaus ein unsympathischer Mann, der es aber gut versteht, mit seinem Charme und seiner Prahlerei seine Kameraden und auch die Frauen zu blenden.
Meine Lieblingsszene hat auch mit Sivert und seiner Scham nach dem ertappten Diebstahl des Goldstückes zu tun: Er ist ja so verzweifelt, dass er gar nicht weiß, wie er überhaupt noch weiterleben kann und erfindet daraufhin einen Nachruf auf sich selbst.
Wie er darin feststellt, dass das Leben es mit ihm bisher nicht gut gemeint hat und so schließlich Trost findet, fand ich ziemlich eindrucksvoll und sehr einfühlsam beschrieben.
Ich habe mich schon gefreut, dass mit dem Auftritt der beiden Franzosen etwas Leichtigkeit und Humor Einzug in das Buch gefunden haben und finde wie Du, Susanne, dass die Übersetzerin Nora Pröfrock das sehr gut übertragen hat.
Diesesmal möchte ich nur etwas zu dem Teil sagen, der mich am meisten berührt hat. Und das war die Geschichte mit den Sivert und den beiden Franzosen. Erst der Aufbau einer kleinen Freundschaft, dann diese blöde Situation, dass Sivert das Geld ausging, und aus Scham nichts sagen konnte - sondern geklaut hat. Die Fast-Katastrophe mit seiner Eindeckung - und wie er dann nicht mehr in die Freundschaft zurückfindet. Das war alles so traurig zu lesen und großartig und psychologisch stimmig erzählt. Die verpasste Abschiedsszene war dann nochmals herzzereißend. Ich konnte da nicht umhin, mir auszumalen, wie das anders verlaufen wäre, wenn Sivert nur was gesagt hätte. Was da noch entstehen hätte können aus dieser Freundschaft!
Jetzt aber freue ich mich auf den dritten Band!
Ja, ging mir ganz genauso, in diesem Erzählstrang war auch wirklich alles dabei: Humor, Mitgefühl, Heartbreak etc...
--->>> Liebe Lesende, leider bin ich bisher nicht konsequent gewesen und habe weiter gelesen, daher eine kleine ,Warnung’ von mir: Lest nicht das Nachwort im 3. Band, ich finde der Inhalt hätte im 4. Band abgedruckt werden müssen, da für mein Empfinden zu viel vorweggenommen wurde! <<<---
Oh, guter Hinweis, vielen Dank!
Danke für die Warnung!
Vielen Dank für den Tipp! Im ersten Nachwort waren ja auch ein paar Andeutungen.
Einen schönen Sonntag in die Leserunde mit Dank: Das Lesen eurer Eindrücke, die unterschiedlichen Lesarten, Begegnungen mit Sivert und allen anderen Beteiligten ist eine wunderbare und anregende Lesebegleitung. Mich begleitet zudem unbändige Neugier auf Amalie Skram, die ich gern kennenlernen würde - und danke an Guggolz und die Übersetzerinnen für die Fast-Möglichkeit einer zeitversetzten Bekanntschaft! Die nimmt mich rückblickend mit in Lebenswelten, die ich mir nicht vorstellen könnte/konnte und in die ich hier lesend doch so eintauche: Auch mir ging es so, dass mir "Zwei Freunde" ein wenig herauszuspringen schien aus der norwegischen Stadt- und Familiengeschichte und ich zunächst die Frauen vermisste - das legte sich mit der Bewunderung dafür, wie gut Amalie Skram offensichtlich nicht nur die Stürme einer Seereise, sondern auch die selbstverständlichen Gepflogenheiten europäischer Seemänner in Kingston kannte. Da war ich voll Bewunderung und irgendwie an der Seite der beobachtenden, schreibenden Frau. Die rassisistischen Blicke auf die Frauen in Port Royal - schwer zu ertragen, aber zugleich dachte ich, wie wichtig, dass es mal so richtig vor Augen geführt wird.
Ein Gefühl, dass ich öfter beim Lesen hatte: Da wird etwas liebenswert erzählt, was traurig und abstoßend ist (auch die Armut, die Siverts Großeltern präsentieren, ihr Trinken...), das lässt dies aber wahrnehmen und erinnern.
Überhaupt: Sivert zu mögen, trotz seiner Fehltritte, Marthas Klammern an einen unberechtigten (?) Stolz, und auch Säuferline und Sjur Gabriel lesen sich so tragisch-sympathisch. Wie Sivert zB auf S.107 in Port Royal an seine Großeltern denkt, ein halbersticktes Schluchzen aus ihm hervorbricht und sein Gedankenfluss von Moskitos unterbrochen wird - tssss - "Wenn er es recht bedachte, hatte er ihr Surren schon die ganze Zeit gehört, nur nicht weiter bedacht, weil er so ins Grübeln vertieft war." Amalie Skram - und die Übersetzerinnen - zogen mich an vielen Stellen sehr hinein, hier in das Grübeln, manchmal in die Empörung, den Stolz den Schrecken... das fand ich sehr besonders beim Lesen. Und vielleicht unerwartet für eine Seereise mit männlicher Besatzung.
Es stimmt, Skram schildert wirklich alle Figuren in all ihren Schattierungen, malt nicht einfach nur schwarz-weiß, so dass ich selbst für so unsympathische Figuren wie den Koch am Ende Mitleid empfunden habe.
Mir ging es beim Lesen ähnlich wie Magda. Meine Lieblingsfigur ist Sivert, der selbst unter den hammerharten Bedingungen des Lebens auf See von seiner Vergangenheit, der er entfliehen wollte, insbesondere seinen Großeltern, eingeholt wird. Berührt hat mich die Entwicklung seiner Beziehung zu den beiden französischen Forschern- Siverts Offenheit und sein Mut trotz völliger Unkenntnis der französischen Sprache zu kommunizieren; dann wiederum auch die Offenheit der Franzosen ihm gegenüber und ihre emotionale Zuwendung, nach der er sich so sehnt. Traurig stimmte mich das Zerbrechen dieser zarten freundschaftlichen Bande, dessen Ursache m.E. auch wieder in Siverts gefangen sein in seiner Sozialisation zu suchen ist.
Losgelassen hat mich aber auch Emmelines Schicksal nicht. Wie furchtbar! Sie hofft auf die „Rettung“ durch ihren Freier, den Segelmacher, in den sie sich verliebt hat, doch dieser Kerl hat sie nur benutzt - wen wundert es !? - . Natürlich würde der auch in Norwegen mit einer Prostituierten so umgehen, aber für mich wird an diesem Schicksal wieder deutlich, was unsere europäische Arroganz und der Rassismus in der Welt angerichtet haben und auch immer noch anrichten.
Deutlich wird der Kolonialismus und die Ausbeutung der außereuropäischen Welt auch in der Szene , in der all die Tiere und Pflanzen auf das Schiff geschleppt werden, um irgendwo ein nicht artgerechtes Leben zu führen.
Ich bin beeindruckt, wie es Amalie Skram gelingt, sich in diese männliche Welt und damaliges ( ich weiß, auch heute immer noch vorhandenes) männliches Denken hineinzuversetzen und es mit einer immensen Sprachkraft zu Papier zu bringen.
Nun bin ich gespannt auf den dritten Band; habe mich diese Woche gezwungen, nicht weiterzulesen.
Das mit den verschleppten Tieren ist ein sehr guter Hiwneis, aus dem Blickwinkel habe ich diesen Aspekt der Handlung noch gar nicht betrachtet, danke dafür!
Es ist übrigens das erste Mal, dass ich bei einem Lesekreis mit dabei bin und finde es sehr toll! Diese Etappe hatte ich zwar lesend, aber wenig reflektierend verbracht - die Diskussion und Magdas Gedanken helfen mir sehr dabei, mich in der Lektüre zu orientieren! Danke dafür!
Mich erinnert die Lektüre übrigens sehr an meine Leseerfahrungen bei Jugend oder Taifun von Joseph Conrad - dieses Nebeneinander von rassistischen und kolonialistischen Weltsichten, die wirklich schwer lesbar sind einerseits und andererseits den Momenten von Kameradschaft und Zusammenhalt.
Wie Magda schon sagte, die Lektüre ist wirklich sehr vielfältig - ich bin sehr gespannt, wie und mit wem es weitergeht und freue mich auf die nächste Etappe!
Schön, dass du mit dabei bist!
Ich fand in diesem Teil die erzählte Gewalt teilweise sehr schwer zu ertragen, v.a. die Szene zwischen Sivert und dem Koch, aber auch die Erzählung des Segelmachers. Gleichzeitig finde ich es faszinierend, wie Amalie Skram es schafft, dass ich weiterhin große Sympathie für Sivert hege. Die Beschreibung der sich entwickelnden Freundschaft zu den Franzosen und der vielfältigen Kompetenzen, die Sivert in diesem Zusammenhang zeigt und die auch Hoffnung auf einen gewissen sozialen Aufstieg aufkommen lassen, hat mich sehr eingenommen. Am meisten bewegt hat mich die Szene, als er vor lauter Scham keinen anderen Ausweg mehr sieht, als über Bord zu gehen. Dieses Gefühl der Ausweglosigkeit und auch, dass Sivert sich gegenüber den Franzosen nicht nur wegen der Sprachbarriere sondern auch wegen des Klassenunterschieds nicht verständlich erklären könnte, fand ich sehr eindrücklich beschrieben.
Oh Gott, ja, die Erzählung des Segelmachers, die hatte ich glatt verdrängt, so unangenehm fand ich die. Im Grunde schildert er da ja eindeutig eine Vergewaltigung, auch wenn er es natürlich selbst nicht als solche benennt, und für einen kurzen Moment hatte ich in der Szene sogar die Befürchtung, er hätte die Frau versehentlich getötet. Da ist es mir wirklich eiskalt den Rücken heruntergelaufen!
Diese Szene ist mir auch im Gedächtnis geblieben. Wie auch einfach so getan wird als sei es das normalste Welt eine Frau so zu behandeln, gruselig und (leider) realistisch zu gleich
Guten Morgen,
mir hat der 2. Teil des 2. Bandes noch viel besser gefallen als der 1. Teil, der mich in Passagen oft an ein Jugendbuch erinnert hat. Nach den knapp hundert Seiten dieser Leseetappe hatte ich das Gefühl, mehrere Bücher gelesen zu haben. Das Geschehen hat mich ungeheuer gefesselt. Sivert ist mir sehr nahe gekommen. Das Gefühl der Scham, das ihn die ganze Zeit begleitet, hat Jörg Barnstedt ja bereits für den 1. Teil gut beschrieben. Ich will mich hier nicht über Prostitution auslassen. Aber ich frage mich, ob es nicht ungewöhnlich ist, dass eine Frau 1887 darüber schreibt. Kennt ihr andere Beispiele? Sivert möchte dazugehören, so sein wie die anderen Männer. Doch als Jüngster an Bord hat er es schwer. Sein Gewaltausbruch in der Auseinandersetzung mit dem Koch hat mich erschüttert. Er ist nicht in der Lage, den Hänseleient verbal etwas entgegen zu setzen. Dennoch reflektiert er an mehreren Stellen sein Leben. Wenn ihm etwa bewusst wird, dass es nicht selbstverständlich ist, eine Familie zu haben. "Er hatte es nie als etwas Besonderes betrachtet, doch nun erfüllte es ihn mit einem Gefühl von Freude und Reichtum" (S.125). Oder wenn er darüber nachdenkt, wie anders sein Leben verlaufen würde, wäre er in eine andere Familie hineingeboren.
Sehr amüsant fand ich die Gespräche mit den beiden Franzosen. Es war sicher nicht einfach für Nora Pröfrock, dieses Kauderwelsch zu übersetzen. Der Sturm im 2. Teil des Romans hat mich deutlich mehr in die Geschichte hereingezogen als der erste Sturm. Ich habe überlegt, woran das liegt. Hier erleben wir das Unwetter nicht nur aus Siverts Perspektive. Die Verzweifelung des Kapitäns wird auch ganz deutlich. Ich habe mich fast gefühlt, als sei ich mit an Bord und war ungeheuer erleichtert, als Rettung nahte. Diesmal wollte ich sofort weiterlesen, habe es mir aber verboten, da ich mir den Samstag für die Hellemyrlektüre reserviere. Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf nächste Woche.
Susanne (@lesetier57)
Ich fand die Prügelei mit dem Koch auch unglaublich brutal und bin da etwas über Sivert erschrocken. Allein, dass er dem betrunkenen Koch nachts extra auflauert, um ihn hinterrücks zu attackieren, das fand ich echt schlimm und traurig. Aber es ist natürlich irgendwo auch nachvollziehbar, dass Sivert sich eben behaupten und "beweisen" will vor den anderen Männern, gerade nach dieser "sexuellen" Niederlage im Bordell, und er war ja selbst auch nicht gerade nüchtern. Ich bin sehr gespannt, wie es mit Sivert weitergeht und ob wir ihm im nächsten Band weiter folgen werden oder ob dann andere Figuren mehr im Vordergrund stehen.