Von vergessenen Bestsellern, karibischen Mythen, einer wiederentdeckten "Ustopie" und einem meiner großen literarischen Idole
Außerdem kündige ich ein aufregendes neues Projekt an
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ich weiß, ich hatte schon vor Wochen eine "längere und sehr ausführliche Ausgabe dieses Newsletters" versprochen, aber wie so oft kam a) das Leben dazwischen und b) hat sich das eine aktuelle Leseprojekt, über das ich euch genauer berichten wollte, mal wieder schneeballsystemmäßig extrem verselbstständigt… Entsprechend wird sich mein Newsletter zu diesem Thema (spoiler alert: es wird um Frauen und Mädchen in "Anstalten" gehen) auch noch ein wenig verzögern, aber ich denke der Umfang der heutigen Ausgabe, an deren Ende übrigens noch eine Überraschung auf euch wartet, dürfte darüber einigermaßen hinwegtrösten. Let’s go!
Ich bin ja bekanntlich großer Fan von öffentlichen Bücherschränken, in denen ich zwischen den ungeliebten Bestsellern vergangener Tage (ich habe immer großen Spaß daran, die jeweils vorhandenen Simmel-, Follett-, Danella- und Benoîte Groult-Ausgaben zu zählen) schon so manche ziemlich obskuren Schätze ausgegraben habe — über manche davon habe ich bereits in diesem Newsletter berichtet. Neulich in Frankfurt kam mir ein seltsamer Hybridfall unter: ein Roman einer sizilianischen Autorin, von der ich noch nie zuvor auch nur den Namen gehört (oder zumidnest bewusst wahrgenommen) hatte, der aber wohl vor etwa 30 Jahren der absolute Mega-Bestseller gewesen sein muss.
Von Lara Cardellas im Alter von 19 Jahren verfassten Debütroman Ich wollte Hosen (ital. Original Volevo i pantaloni, Dt. von Christel Galliani), der bereits in Italien ein Bestseller war (und in ihrer Heimat Sizieln einen Skandal auslöste) und in zahlreiche Sprachen übersetzt und sogar verfilmt wurde, erschienen in Deutschland zwischen 1990 und 1993 zahlreiche Auflagen in einer Gesamthöhe von 970.000 Exemplaren. (Zum Vergleich: die meisten deutschsprachigen Debütant*innen wären extrem froh, wenn sie von ihrem Roman auch nur 10.000 Exemplare verkaufen würden — für viele Kleinverlage wären 1000 Stück u.U. schon solide Zahlen.) Fast 1 Mio. verkaufte Exemplare — und trotzdem ist der Roman, auch wenn er noch lieferbar ist (sogar in einer schulunterrichttauglichen italienischen Ausgabe bei Reclam), 30 Jahre später fast vollständig aus dem Diskurs verschwunden. Eine bereinigte Googlesuche liefert bspw. nur etwa 70 Suchergebnisse, die meisten davon verweisen auf Onlineantiquariate und -buchhandlungen, eine einzige Rezensionsnotiz aus der taz von 1990 ist online zu finden. Die Fortsetzung des Romans, die einige Jahre später erschienen ist, scheint dann erst recht niemanden mehr interessiert zu haben.
Und ich muss gestehen, nachdem ich das Buch jetzt gelesen habe, kann ich mich über sein heutiges Nischendasein gar nicht so wirklich beschweren, denn trotz einiger eindrücklicher Passagen: literarisch gesehen hat mich dieser Roman über ein Mädchen, das in der patriarchalen Gesellschaft Siziliens heranwächst und neben sexualisierter Gewalt vor allem auch unter dem emotionalen Missbrauch ihrer strengen Familie leidet, leider gar nicht überzeugt. Stilistisch fand ich ihn nämlich völlig unbeeindruckend und auch vom Aufbau her fühlte sich das alles völlig unausgereift an. Das Buch wird also bald wieder in den örtlichen Bücherschrank umziehen…
"Ich war nur eine Frau, und eine Frau ist bei uns für den Vater gleichbedeutend mit Sorgen, bis man einen anderen Vater für sie findet, der nur zufällig und aus Konvention den Namen Ehemann erhält. Frau ist Ehefrau, Frau ist Mutter, aber sie ist keine Person."
(Lara Cardella, Ich wollte Hosen)
Vorletztes Jahr habe ich einen Roman der englischen Autorin Rose Macaulay (1881-1958) gelesen, der damals gerade in einer Neuauflage im Rahmen der sehr tollen "British Library Women Writers"-Reihe erschienen war, und war so begeistert, dass ich mir danach sofort alle weiteren Bücher von Macaulay besorgt habe, die mir in die Finger kamen. Bei besagtemBuch handelte es sich um Dangerous Ages (dt. Ein unerhörtes Alter, Ü: Irma Wehrli), einem Roman über die Lebenskrisen von vier Generationen von Frauen in England zu Beginn der 1920er Jahre, bei dem man kaum glauben mag, dass er vor fast hundert Jahren erstmals erschienen ist – so modern und aktuell erscheinen teilweise die Probleme der Protagonistinnen, deren Altersspanne von 20 bis Anfang 80 reicht. Wir lesen z.B. von der 43-jährigen Politikergattin Neville, die nun, da ihre Kinder erwachsen sind, ihr Medizinstudium wieder aufnehmen möchte. Da ist Nevilles verwitwete Mutter Mrs. Hilary, die seit dem Tod ihres Mannes nichts mit sich anzufangen weiß und Zuflucht in der gerade aufkommenden Psychoanalyse sucht, und Nevilles jüngere Schwester Nan, die ihre Entscheidung zwischen der Liebe und der Freiheit so lange hinauszögert, dass ihre 20jährige Nichte Gerda ihr schließlich einen Strich durch die Rechnung macht… Macaulays Roman sprüht nur so vor Charme und Witz, aber hinter der amüsanten Fassade verbergen sich auch einige traurige Wahrheiten darüber, was ein Mangel an intellektueller Stimulation und gleichberechtigter gesellschaftlicher Teilhabe mit Frauen macht, die ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter entwachsen sind.
Wie gesagt, ich war sehr begeistert von diesem Buch, aber wie es halt manchmal so ist, habe ich meinen restlichen Macaulay-Stapel dann doch fast zwei Jahre ungelesen in meinem Regal versauern lassen. Bis ich vor ein paar Wochen endlich einen passenden Anreiz fand, doch mal wieder eines der darauf befindlichen Bücher zu lesen:
Vor ein paar Wochen ist nämlich im von mir sowieso sehr geschätzen AvivA-Verlag die deutsche Übersetzung von Macaulays gegen Ende des ersten Weltkriegs (also noch vor Huxleys und Orwells viel bekannteren Romanen, die aber beide von Macaulays Text inspiriert sein sollen) entstandenen Ustopie* What Not (dt. Was nicht alles, herausgegeben, übersetzt und mit einem Nachwort von Josefine Haubold) erschienen. Der Roman ist erstmals 1918 erschienen, dann ein Jahr später nochmal in einer zensierten Ausgabe, und dann sank er ganze 100 Jahre lang in Vergessenheit, bevor der kleine englische Verlag Handheld Press (der sich ähnlich wie AvivA der Wiederentdeckung von vergessenen Autor*innen widmet) ihn wieder ausgegraben und neu aufgelegt hat.
(*so bezeichnet Margaret Atwood Erzählungen, die utopisch und dystopisch zugleich sind)
In diesem Video erzählt die Verlegerin Kate Macdonald, wie es zu ihrer Neuauflage kam und was das Buch so besonders macht:
Und darum geht es:
Im England einer unbestimmten Zeit nach dem »Großen Krieg«, der die Menschen und die Gesellschaft schwer gezeichnet hat, ist die Regierung zu dem Schluss gekommen, dass der Krieg und das Elend der Vergangenheit allein der Dummheit der Menschen geschuldet sind, und hat es sich daher zum Ziel gesetzt, die Bevölkerung klüger zu machen. Dazu werden die Bürger:innen in ein zweifelhaftes System von Intelligenzkategorien klassifiziert, von denen sich nur bestimmte Konstellationen miteinander fortpflanzen sollen. Unerwünschter Nachwuchs wird mit hohen Strafzahlungen sanktioniert, erwünschter finanziell belohnt. Erwartungsgemäß regt sich Widerstand in der Bevölkerung, die sich die Einmischung in ihre Liebes- und Familienangelegenheiten verbittet. Ein eigens eingerichtetes Ministerium, das »Ministry of Brains« (Ministerium für Verstand), ist mit der Durchführung und der propagandistischen Vermittlung der Maßnahmen befasst. Als sich die junge Ministeriumsmitarbeiterin Kitty Grammont in den Minister verliebt, der nach der Klassifizierung für eine Ehe mit ihr nicht in Frage kommt, gerät nicht nur sie in Konflikt mit dem eigenen politischen Anspruch.
Ich fand das Buch gleichzeitig sehr sehr witzig und sehr beunruhigend, weil bei der Lektüre nicht immer ganz klar ist, wie die Autorin Rose Macaulay selbst wirklich zum Thema Eugenik und "Abschaffung von Dummheit" steht — hier kommt eben die bereits erwähnte "Ustopie" ins Spiel, denn obwohl das geschilderte Regime und dessen Methoden in den Augen der meisten heutigen Leser*innen ganz klar als unzumutbar grausam und menschenfeindlich entlarvt werden und (SPOILER ALERT) innerhalb der Romanhandlung auch letztendlich scheitern, schleicht sich am Ende doch ein leichtes Bedauern darüber in Macaulays Tonfall ein. Das schmälert nicht die Qualität dieses faszinierenden Romans, macht die Lektüre aber zu einem sehr ambivalenten Erlebnis. Empfehlen würde ich sie aber — gerade deswegen — trotzdem sehr!
In meinem vorletzten Newsletter hatte ich angekündigt, dass ich inspiriert von den Meeresgöttinnen in Simone Buchholz’ Segelsexbuch als nächstes Monique Roffeys The Mermaid of Black Conch (Die Meerjungfrau von Black Conch, Ü: Gesine Schröder) lesen wollte, und das habe ich inzwischen getan und bin sehr begeistert. Der Roman spielt in den 70er Jahren in einem kleinen karibischen Dorf auf der (fiktiven) Insel Black Conch, dessen (größtenteils Schwarze) Bewohner*innen hauptsächlich von der Fischerei leben. Der junge Fischer David macht eines Tages, während er allein in seinem Boot auf dem Meer treibt und sich auf seiner Gitarre klimpernd mit einem Joint vergnügt, eine ungewöhnliche neue Bekanntschaft: sein Gitarrenspiel lockt Aycayia an, eine junge indigene Frau, die vor vielen Jahrhunderten von den eifersüchtigen Ehefrauen ihrer Gemeinschaft verflucht wurde und seither als Meerjungfrau allein durch die Karibik schwimmt. Doch die Begegnung mit David wird ihr zum Verhängnis: angelockt von Motorengeräuschen, die sie für seine hält, gerät sie in die Fänge von geldgierigen amerikanischen Touristen, die für einen Fischereiwettbewerb nach Black Conch gekommen sind und nun ihren Sensationsfund an die höchstbietenden Käufer versteigern wollen. Doch während die Männer sich zur Feier ihres Fangs in der Hafenkneipe volllaufen lassen, gelingt es David, die Meerjungfrau zu retten und in seine kleine Hütte zu schmuggeln, wo er sich daran macht, langsam ihr Vertrauen zu gewinnen — und Aycayia fängt an, sich wieder in eine normale Frau zurückzuverwandeln…
Magischer Realismus, vielfältige Erzählformen (inklusive Tagebucheinträgen und Gedichten in “free verse”), komplizierte Geschlechterdynamiken, eine gehörige Portion Kolonialismuskritik und eine sehr schöne, zarte, sanfte Liebesgeschichte — der Roman von Monique Roffey war in meinen Augen ein rundum gelungenes Gesamtpaket und eines meiner Highlights der letzten Monate. Zwei Aspekte möchte ich besonders hervorheben, weil sie mir in Romanen nicht so häufig unterkommen und ich mich sehr darüber gefreut habe:
Eine der wichtigsten Nebenfiguren ist ein sehr musikliebender gehörloser Junge und Gebärdensprache spielt daher auch eine sehr wichtige Rolle in dem Buch (wobei ich nicht sicher bin, um welche Variante davon es sich handelt, möglicherweise ASL oder aber die TTSL). Überhaupt Sprache! Der Roman enthält immer wieder Einschübe von karibischem Creole, was den Text für mich als deutsche Leserin zwar anfangs ein wenig zur Herausforderung gemacht hat, aber ich bin dann doch sehr schnell in den Rhythmus reingekommen und habe die für mich ungewöhnliche Sprachform dann umso mehr genossen. Ich bin ja überhaupt eh Fan davon, wenn dialektale Eigenheiten sichtbar Einzug in literarische Texte halten und bedauere es z.B. auch immer sehr, wenn Austriazismen oder Helvetizismen zugunsten eines (hoch)deutschen Publikums aus österreichischen oder schweizer literarischen Texten herauslektoriert werden.
Eine weitere tolle karibischstämmige Autorin, die immer sehr viel Creole und auch sehr viel afro-karibische Mythologie und Folklore in ihre von "oral storytelling" inspirierten Fantasy- und SciFi-Romane packt, ist übrigens die in Jamaica geborene Kanadierin Nalo Hopkinson. Brown Girl in the Ring, der in einem post-apkalyptischen Toronto spielt, hat mir gut gefallen, aber mein Lieblingsbuch von ihr ist ganz eindeutig der Science-Fiction-Coming-of-Age-Roman Midnight Robber über das Mädchen Tan-Tan, die mit ihrer Familie auf dem von Nachfahren karibischer Erdenbewohner*innen besiedelten, technologisch sehr fortschrittlichen Planeten Toussaint lebt, aber nach einem Mord, den ihr Vater begeht, zusammen mit diesem ins Exil auf den Gefängnis-Planeten New Half-Way Tree verbannt wird und dort nach vielen Gefahren und Hindernissen nach und nach die Rolle des Midnight Robbers, einer Figur der karibischen Folklore, annimmt. Leider wurde bisher noch keines von Nalo Hopkinsons Werken ins Deutsche übersetzt.
Ich kann mich oft nur schwer aufraffen, Abends nach der Arbeit noch zu Literatur- oder Kulturveranstaltungen zu gehen, die außerhalb des Ocelot stattfinden, aber es gibt eine handvoll Autor*innen, für die ich immer und überall eine Ausnahme machen würde, egal wie anstrengend der Tag oder die Woche oder der Monat vorher war. Eine dieser Ausnahmefälle ist die aus Tamil Nadu stammende indische Schriftstellerin, Übersetzerin und politische Aktivistin Meena Kandasamy.
Kandasamy, die erst letzte Woche mit dem Hermann-Kesten-Preis 2022 des PEN Deutschland ausgezeichnet wurde (hier könnt ihr die Aufzeichnung der Preisverleihung angucken, hier die Laudatio von Felicitas Hoppe und hier eine deutsche Übersetzung von Kandasamys Dankesrede lesen), hat vergangenen Freitag einen Vortrag im Rahmen des von Priya Basil kuratierten Projekts "Objekte widersprechen" im (ich weiß, sehr umstrittenen!) Berliner Humboldt-Forum gehalten. Sie las dabei aus ihrem Text über das Mithuna-Paar, eine Elfenbeinskulpltur aus Tamil Nadu (Indien) aus dem 17. Jahrhundert.
Ausgehend von diesem Liebespaar entfaltet sie eine vielschichtige, in mehrere Richtung gehende Erzählung aus Bildern, Fragen und Widersprüchen. „Wie können wir dieses Werk betrachten, ohne darüber zu sprechen, wer es geschaffen hat?“ fragt Meena und untersucht, wie Kaste und Klasse ebenso unauslöschlich in das Objekt eingraviert sind, wie seine physischen Details. Dieses Wissen erschwert die einfache Assoziationen von „Liebe“, die durch das Paar hervorgerufen werden können. Meena weigert sich, die Schnitzerei zu idealisieren oder zu exotisieren und verbindet sie mit persönlichen und politischen Geschichten. Diese decken die schmerzliche Realität auf, in der es darum geht, wer wen lieben darf. Sie stellt das Intime dem Institutionellen gegenüber, um Begriffe wie Entkolonialisierung, Rückgabe und Bewahrung zu hinterfragen. Durch einen erstaunlichen Stilmix – Twitter, akademischer Diskurs, Poesie, Memorien – geht sie mit dem Objekt in den Dialog: vorwärts, seitwärts, zurück.
Der Text, aus dem wir am Freitag Abend nur Ausschnitte hören konnten, erscheint nächstes Jahr in Buchform, somit wird 2023 zum Meena-Kandasamy-Jahr, denn im Januar erscheint mit The Book of Desire ihre "luminous translation of the Kāmattu-p-pāl, a 2000-year-old song of female love and desire" und im Mai ihr neuer Lyrikband Tomorrow Someone Will Arrest You.
Meine persönliche Meena-Kandasamy-Liebe fing vor ein paar Jahren an mit ihrem Roman When I Hit You (dt. Schläge, Ü: Karen Gerwig), der vermutlich DAS beeindruckendste Buch ist, das ich je zum Thema häusliche Gewalt und Missbrauch in der Ehe gelesen habe. Hier habe ich mal im Radio darüber gesprochen, warum ich das Buch so empfehle. Auf Deutsch übersetzt sind außerdem noch einige ihrer Gedichte und ihr Debütroman The Gypsy Goddess (dt. Reis und Asche, Ü: Claudia Wenner), auf Englisch gibt es außerdem noch den Roman Exquisite Cadavers, außerdem hat Kandasamy auch Werke anderer Autorinnen aus dem Tamilischen übersetzt, z.B. Women Dreaming von Salma für die (übrigens tolle) Tilted Axis Press. Letzteres (und The Gypsy Goddess) habe ich selbst noch gar nicht gelesen, werde mir damit aber bald die Wartezeit zu Meena Kandasamys nächsten Büchern vertreiben. Denn Meena Kandasamy ist eine dieser Autorinnen, von denen mir völlig klar ist, dass ich auf Lebenszeit alles von ihnen lesen will, was sie je veröffentlichen werden.
Kommen wir nun endlich zu meiner in der Einleitung angekündigten Überraschung! (Vielen Dank für die Aufmerksamkeit bis hierhin.)
Ich bin schon seit Langem großer Fan vom Konzept des Guggolz Verlags, der sich die Wiederentdeckung von in Deutschland bisher unbekannten nord- und osteuropäischen Autor*innen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf die Fahnen geschrieben hat. Einziges Manko war dabei in meinen Augen bisher die Tatsache, dass ich mir an dieser Stelle den Gender-Stern fast hätte sparen können, denn bis vor kurzem war dort erst ein einziges Buch einer Frau erschienen, nämlich der Psychiatrieroman Professor Hieronimus (Ü: Christel Hildebrandt) von 1894 der norwegischen Autorin Amalie Skram.
Jetzt aber folgt endlich, endlich die deutsche Übersetzung (Ü: Christel Hildebrandt, Nora Pröfrock und Gabriele Haefs) von Amalie Skrams monumentalem, vierbändigen Hauptwerk Die Leute vom Hellemyr, geschrieben zwischen 1887 und 1895, das den Niedergang einer Familie nahe Bergen verfolgt, die sich gegen ihr Unglück und einen schlechten Ruf auflehnt, doch bis in die nachfolgenden Generationen immer wieder davon eingeholt wird.
Ich habe wirklich unglaublich große Lust, mich in diese Familiensaga zu stürzen, und weil die vier Bücher zusammen sehr umfangreich sind und ich eine Motivation brauche, auch wirklich am Ball zu bleiben, möchte ich das Ganze mit euch gemeinsam tun!
ICH PRÄSENTIERE: #HellemyrLesen, den von mir organisierten Amalie-Skram-Lesekreis!
Weil ich dafür noch einiges vorbereiten muss und weil die vier Bücher (die man nur als Gesamtpaket kaufen kann) nicht gerade preiswert sind, starten wir damit erst Mitte Januar, so dass alle, die Interesse haben, an diesem Lesekreis teilzunehmen, sich die Bücher dann z.B. zu Weihnachten wünschen können. Ab dem 15. Januar werden wir uns also etwa drei Monate Zeit nehmen für die insgesamt rund 1200 Seiten. Teilnehmen könnt ihr auf der Social-Media-Plattform eurer Wahl mit dem Hashtag #HellemyrLesen, ich selbst werde das Ganze aber hauptsächlich hier auf Substack mit regelmäßigen Sondernewslettern und Diskussionsthreads betreuen.
Um den Lesekreis zu verwalten, euch über alles Organisatorische, aber vor allem auch über meine eigenen Leseeindrücke auf dem Laufenden zu halten und euch die Teilnahme an besagten Diskussionsthreads zu ermöglichen, habe ich nämlich extra einen neuen Unternewsletter angelegt, den ihr entweder jederzeit im Archiv im Browser lesen oder aber separat nochmal als E-Mail-Newsletter abonnieren könnt. (Dazu müsst ihr in eure Aboeinstellungen gehen und das entsprechende Häkchen setzen.) Dort werde ich dann auch den offiziellen Startschuss geben und den Ablaufplan erklären, sobald ich ihn weiß.
Ich freue mich uglaublich auf dieses Leseprojekt und hoffe, viele von Euch dabei mit an Bord zu bekommen! Bei Fragen, Anregungen, Wünschen dazu meldet euch gerne jederzeit bei mir.
Das war’s für heute. Über Feedback, Wünsche, Vorschläge und Anregungen jeder Art freue ich mich immer.
Den nächsten Newsletter werde ich voraussichtlich wieder an einem Mittwoch verschicken, irgendwann in den nächsten Wochen. Bis dahin findet ihr mich mit buchnahem Content auf Twitter (solange es noch funktioniert) und (sobald ich die Muße hatte, mich genauer damit auseinanderzusetzen) auf Mastodon.
Sollte diese Ausgabe nicht in eurem Postfach auftauchen, dann checkt euren Spam-Ordner und fügt ggf. diese Mailadresse eurem Adressbuch hinzu. Grundsätzlich könnt ihr alle alten Ausgaben des Newsletters auch jederzeit im Archiv auf der Substack-Seite nachlesen.
Bis zum nächsten Mal, frohes Lesen,
eure Magda