bei der sprache ist es so – sie gehört mir noch immer nicht richtig, bin immer noch dabei, sie mir anzueignen.
um es in die luft zu jagen, braucht man nun mal ein haus.
du hast deines geerbt
+ ich fang eben an zu bauen
Als mein Lieblings-Online-Feuilleton 54books vor über zwei Jahren eine Auswahl von Texten der hauptsächlich auf Facebook publizierenden Autorin Elisa Aseva veröffentlichte, war ich sofort absolut Feuer und Flamme und habe von da an ihren schriftstellerischen Weg aufmerksam verfolgt. Und so ging es offensichtlich nicht nur mir.
Die Autorin Kathrin Passig beispielsweise war so begeistert von obigem Gedicht, das Elisa im Dezember 2020 auf Twitter teilte, dass sie gleich einen ganzen Twitter-Bot dzu programmiert hat, der seither täglich mehrere faszinierende Variationen des Gedichtes tweetet. Im Frühjahr 2021 hat die taz Elisa dann ein schönes Portrait gewidmet, und im Sommer 2021 war sie gemeinsam mit Berit Glanz von 54books in der Radiosendung Lakonisch Elegant im Deutschlandfunk Kultur zu Gast, wo die beiden unter dem Motto "Das Internet vollschreiben – Neue Formen für Literatur?" über die Bedeutung alternativer Publikationswege gesprochen haben.
Im Herbst 2021 hat Elisa Aseva dann aber schließlich trotzdem auch klassische Publikationswege beschritten, als eine umfangreiche Sammlung ihrer Facebook-Posts im weissbooks Verlag unter dem Titel Über Stunden in Buchform erschienen ist.
Und was für ein tolles Buch das geworden ist! Warum ihr es unbedingt alle lesen solltet, darüber habe ich letzten November mit Simon Sahner von 54books in unserem regelmäßigen Literaturtalk "Neues aus dem Regal" ausführlicher gesprochen:
Simon hat außerdem diesen März in Leipzig eine kurze Lesung von Elisa im Rahmen des von Wolfgang Ulrich und Annekathrin Kohout organisierten Postdigitalen Salons moderiert, die ihr hier nachgucken könnt:
Ein besonders spannendes Gespräch haben kürzlich auch Samira El Ouassil und Friedeman Karig im Rahmen ihrer Podcast-Reihe "Link in Bio" im Deutschlandfunk Kultur mit Elisa Aseva geführt. Und dieses Gespräch ist sozusagen der Grund für meinen heutigen Sonder-Elisa-Aseva-Appreciation-Newsletter, denn durch eine unverantwortliche, clickbaity Social-Media-Teaser-Zitat-Wahl und das darauffolgende extrem inkompetente Community-Management v.a. auf Twitter hat der Deutschlandfunk Elisa Aseva einem massiven, teils rassistischen und misogynen, in jedem Fall zu großen Teilen extrem verbal gewalttätigen Shitstorm in den sozialen Medien ausgesetzt:
So ein rechter Shitstorm ist nicht nur verletztend und traumatisierend, der Umgang mit ihm und seinen Folgen kostet auch unglaublich viel (Arbeits-)Zeit, Nerven und letztendlich Geld. Elisa musste deswegen in den vergangenen Tagen schon mehrere bezahlte Jobs und Veranstaltungen absagen, weil sie stundenlang täglich mit dem Blocken und Melden von Hassnachrichten etc. beschäftigt war. Der DLF hat verkackt und Elisa musste dafür unbezahlte Überstunden leisten. Das geht so nicht. Ein paar Ideen, wie man Elisa (und auch andere Opfer solcher rechten Shitstorms) jetzt unterstützen kann, hat Berit Glanz in diesem Twitter-Thread aufgezählt:
Die verlorene Zeit und Nerven kann Elisa Aseva niemand zurückgeben, aber beim Geld können wir alle nachhelfen. Wenn viele von euch ihr wirklich beeindruckendes Buch Über Stunden kaufen, haben alle was davon: ihr ein unglaublich bereicherndes Lektüreerlebnis, Elisa mehr Geld für ihre Arbeit und die rechten Twittertrolle einen weiteren Grund, sich in den Arsch zu beißen. Win-Win für alle! Also worauf wartet ihr noch? (wenn es aufgrund der hohen Nachfrage gerade Lieferschwierigkeiten gibt: man kann Bücher in jeder örtlichen oder online-Buchhandlung auch einfach vorbestellen!)
Die nächste reguläre Ausgabe dieses Newsletters wächst und gedeiht, die Veröffentlichung wird aber noch eine Weile dauern, da ich bei mehreren Büchern, über die ich darin unbedingt sprechen möchte, noch mitten in der Lektüre stecke. Ich werde ihn aber noch irgendwann im Juni verschicken. Bis dahin findet ihr mich wie immer auf Twitter und wenn ihr euch in der Zwischenzeit allzu sehr langweilt, könnt ihr euch noch eine der folgenden drei Aufzeichnungen von super spannenden Gesprächen mit Elisa Aseva angucken.
Bis dahin, macht es gut,
eure Magda