Ihr Lieben,
surprise! Die letzte Ausgabe ist noch nichtmal eine Woche her, aber der heutige Newsletter konnte einfach keinen Tag länger warten! Seit Monaten habe ich es immer wieder angeteasert, dass ich euch wirklich aufregende große Neuigkeiten zu berichten habe, und jetzt ist es endlich so weit, die Ankündigung ist offiziell in der Welt und nun kann ich endlich auch euch alles darüber erzählen.
Zusammen mit meiner lieben Freundin und Mitstreiterin Nicole Seifert (Autorin des augenöffnenden Sachbuchs FrauenLiteratur: Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt) hatte ich schon vor etwa eineinhalb Jahren die Idee, unsere Expertise und Entdeckungslust in Sachen vergessener und vernachlässigter Schriftstellerinnen zu bündeln und mit der Idee einer von uns kuratierten Reihe "wiederentdeckter" Texte aktiv an Verlage heranzutreten. Nach über einem Jahr intensiver Zusammenarbeit mit dem Rowohlt Verlag wird dieser gemeinsame Traum nun endlich Wirklichkeit:
Ab dem Herbstprogramm 2023 werden Nicole und ich gemeinsam die Taschenbuchreihe rororo Entdeckungen mit wiederentdeckten Schätzen des 20. Jahrhunderts herausgeben!
Zur Idee hinter der Reihe schreiben wir in der frisch erschienenen Verlagsvorschau von rororo Folgendes:
Autorinnen wurden und werden weniger rezensiert als ihre männlichen Kollegen, sie werden in Literaturgeschichten und Kanon-Aufstellungen weniger berücksichtigt, und sie werden schneller ausgemustert, nicht mehr aufgelegt, von prächtigen Gesamtausgaben ganz zu schweigen. So geraten sie in Vergessenheit. Die gute Nachricht: Dadurch gibt es sehr, sehr viele Autorinnen wiederzuentdecken. Und genau das haben wir vor.
Das Thema beschäftigt uns beide schon lange. Seit wir uns 2019 auf dem feministischen Literaturfestival «Insert Female Artist» in Köln kennengelernt haben, ist es das verbindende Element unserer Freundschaft und Zusammenarbeit. Was als informelles Gespräch in den Veranstaltungspausen begann, hat sich in den vergangenen drei Jahren zu einem sehr produktiven regelmäßigen Austausch über vergessene und vernachlässigte Autorinnen und die Rolle von Frauen im Literaturbetrieb entwickelt.
In der Zwischenzeit saßen wir mehrfach gemeinsam auf digitalen und physischen Bühnen, Nicole hat das Sachbuch "Frauen Literatur: Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt" veröffentlicht, und Magda hat auf Substack den Newsletter "Magda liest. Und liest. Und liest" zu übersehenen literarischen Schätzen von Autorinnen gestartet. Bei unserer Arbeit stießen wir beide immer wieder auf ganz fantastische Schriftstellerinnen, von denen wir kaum glauben konnten, dass ihre Werke hierzulande seit Jahrzehnten vergriffen oder überhaupt nie in deutscher Übersetzung erschienen waren. Das wollen wir mit dieser Reihe ändern.
Darin werden Romane vergessener Autorinnen aus dem zwanzigsten Jahrhundert erscheinen, Romane, die es uns angetan haben, mit unvergesslichen Protagonistinnen, ungewöhnlichen Perspektiven oder einem Ende, das es in sich hat – Leseerlebnisse. Dabei sollen die drei Titel, die pro Halbjahr veröffentlicht werden, auch einen Vergleich ermöglichen, wiederkehrende Themen und Motive in ganz unterschiedlichen Variationen zeigen und so auf oft übersehene Traditionslinien weiblichen Schreibens aufmerksam machen. Wir freuen uns aufs Suchen und Finden und darauf, über diese Bücher ins Gespräch zu kommen!
Los geht es diesen Herbst mit den folgenden drei Titeln, die im September und Oktober — also pünktlich zur Frankfurter Buchmesse — erschienen werden — jeweils mit einem einordnenden Nachwort von Nicole oder mir:
Christa Anita Brück, Ein Mädchen mit Prokura, mit einem Nachwort von Magda Birkmann, ET: 12.09.2023
Ein Klassiker der 30er-Jahre-Literatur, neu entdeckt: Das Schicksal einer klugen und ehrgeizigen Frau als Bankangestellte in der Weltwirtschafskrise.
Berlin 1932. Thea Iken ist Prokuristin im Bankhaus Brüggemann Sohn. Sie ist unbedingt loyal, arbeitet viel und genießt das Vertrauen des Bankdirektors, dem sie freundschaftlich verbunden ist – für seinen jugendlichen Sohn ist sie eine Art Ersatzmutter. Den übrigen Angestellten ist sie ein Dorn im Auge oder bestenfalls ein Rätsel, denn sie gibt wenig von sich preis. Die aufkommende Bankenkrise versetzt Thea und ihre Kollegen wie den Rest der Welt in Aufruhr. Existenzen sind bedroht oder werden zerstört, die Welt wirkt ungewiss und bedrohlich. Als es in der Bank zu einem Mord kommt, gerät Thea gar in Verdacht. Sie wird verhaftet. Klar ist, sie hat etwas zu verbergen – doch ist es wirklich ihre Schuld?
Mary Renault, Freundliche junge Damen, Ü: Gertrud Wittich, mit einem Nachwort von Nicole Seifert, ET: 12.09.2023
Ein Boot auf der Themse in den schillernden Dreißiger Jahren. Dort geht es um Freundinnen, Schwestern, die Liebe und das turbulente Leben. Unwiderstehlich unterhaltsam erzählt uns Mary Renault über Lebensentwürfe jenseits der Schubladen und Konventionen. «Freundliche junge Damen» ist ein charmanter und intelligenter Roman über Männer, Frauen und Freiheit – eine Wiederentdeckung der besonderen Art.
Elsie ist behütet und naiv - und sie ist unglücklich. Die Eltern und das düstere Dorf im Cornwall erdrücken die Siebzehnjährige regelrecht, so dass es nicht verwundert, dass sie sich in den ersten präsentablen Mann verliebt: Peter. Der Arzt aus London rät ihr, von zu Hause abzuhauen und nach London zu ihrer Schwester Leonora zu gehen. Dort staunt Elsie nicht schlecht: Leo lebt auf einem Hausboot auf der Themse und schreibt Western, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Und sie teilt Boot und Bett mit einer Frau. Als Peter auf dem Boot zu Besuch kommt und seine Aufmerksamkeit von einer freundlichen jungen Dame zur nächsten schweifen lässt, hat das für alle überraschende Folgen...
Endlich auf Deutsch: Mary Renaults Roman ist ein moderner Klassiker und ein frühes Beispiel für Literatur mit LGBTQ-Themen.
Louise Meriwether, Eine Tochter Harlems, Ü: Andrea O’Brien, mit einem Nachwort von Magda Birkmann, ET: 17.10.2023
Schmerzhaft, lebensnah und zutiefst bewegend: ein moderner Klassiker der US-amerikanischen Literatur zum ersten Mal auf Deutsch.
Harlem 1934: Die 12-jährige Francie wächst in einem rauen Umfeld auf. Ihr geliebter Vater arbeitet als «Number Runner» im illegalen Lotteriegeschäft – besser als so manch denkbare Alternative. Francie ist eine Träumerin, doch Mädchen und Frauen in ihrer Welt haben nur begrenzte Möglichkeiten und sind ständig auf der Hut: vor den Männern, die ihnen auf Hausdächern, im Park oder im Kino auflauern, dem Bäcker, der für Zimtschnecken Gefälligkeiten verlangt, dem allgegenwärtigen Rassismus. Halt findet Francie im vertrauten Netz aus Nachbarn, Familie und Freunden. Aber die Gemeinschaft hat auch ihre Schattenseiten, wie die brutalen Straßengangs, die Macht und Kontrolle verheißen und in deren Sog Francies Bruder immer mehr gerät …
Ich bin wirklich unglaublich aufgeregt und freue mich so so sehr darüber, dass ich dieses Projekt zusammen mit Nicole verwirklichen darf, dass es bei Rowohlt eine so gute, wertschätzende Heimat gefunden hat, dass im Verlag alle Beteiligten unsere Begeisterung teilen und dass die Reihe auch optisch so unglaublich hübsch geworden ist. Ich kann es kaum erwarten, diese drei großartigen Romane, die seit rund 90 Jahren nicht mehr oder überhaupt noch nie vorher auf Deutsch erhältlich waren, bald mit allen von euch teilen zu können! Und wenn es gut läuft (wofür IHR sorgen könnt!), dann haben Nicole und ich natürlich noch viele, viele weitere Titel im Gepäck, die wir euch dann hoffentlich in Zukunft ebenfalls wieder zugänglich machen werden.
Ich bin gespannt auf alles, was noch passiert und hoffe, ihr begleitet mich und uns weiterhin treu auf diesem Weg!
Eure Magda
PS: Für offizielle Presse- oder Veranstaltungsanfragen an Nicole und mich wendet euch bitte direkt an die entsprechenden Ansprechpartner*innen im Verlag, die das alles für uns koordinieren werden. Persönliche Fragen zur Reihe beantworte ich natürlich gern jederzeit auch hier.
Liebe Magda, eine tolle Idee. Und die ersten Titel klingen vielversprechend.😊 Ich freue mich aufs Lesen.
Wow, liebe Magda, große Vorfreude auf den Herbst mit Leseneugier, Glückwunsch und Dank,
Andrea