Ihr Lieben,
ich weiß, ihr habt jetzt schon wirklich sehr lange nichts mehr von mir gehört. Schuld daran sind größtenteils zwei Ereignisse, die in den letzten drei Monaten sehr viel Raum in meinem Leben eingenommen haben — und die beide etwas mit sehr großen Büchermengen zu tun haben:
Zum einen bin ich nämlich Ende April in eine neue Wohnung umgezogen, was bedeutet hat, dass ich neben all dem anderen riesigen Organisationsaufwand, den so ein Umzug unweigerlich mit sich bringt, rund 5.000 Bücher (grobe Schätzung) in der alten Wohnung ein- und dann in der neuen Wohnung wieder auspacken und in die neuen Regale (9 klassische weiße Billys mit Aufsatz; ja, ich muss immer noch einiges zweireihig stellen, aber ich habe immerhin — zumindest für den Moment — keine Bodenstapel mit fragwürdiger Statik mehr rumstehen) einsortieren musste. Den Zeitaufwand, den diese Aufgabe in Anspruch nehmen würde, habe ich anfangs wirklich deutlich unterschätzt. Gleichzeitig hat es mir, wenn ich vom unaufhörlichem Nießreiz wegen des aufgewirbelten Staubs, den unzähligen Papercuts und den tagelangen Rückenschmerzen mal absehe, auch total viel Freude bereitet, meine komplette Bibliothek nacheinander in die Hand zu nehmen, mich an alten Lieblingen zu erfreuen, in meinen eigenen Regalen vergessene Schätze wiederzuentdecken und, vor allem, mir ausführliche Gedanken über meine neue Regalsortierung zu machen. (Vielleicht gebe ich euch irgendwann mal in einem Insta-Live eine kleine Regaltour, falls es euch interessiert — und ich wieder Zeit für sowas habe.) Ich wohne erst seit etwa acht Wochen in der neuen Wohnung, die letzte Bücherkiste ist erst seit zwei Wochen ausgepackt, aber ich fühle mich jetzt schon viel wohler in meinem neuen Reich als in den letzten acht Jahren in der alten Wohnung, wo alles eng und willkürlich zusammengewürfelt war und sich wie ein einziges großes, langfristiges Provisorium angefühlt hat. Jetzt erst fühle ich mich endlich angekommen und habe das Gefühl, genau so wohnen zu können, wie ich es mir wünsche. Umso gespannter bin ich deshalb übrigens auf den Essay Drinnen — Vom Einziehen und Ankommen meines Freundes Till Raether, der diesen Herbst im Arche Verlag erscheinen wird.
Die zweite newsletterverzögernde Komplikation meines Alltags bestand darin, dass noch während des ganzen Umzugschaos wöchentlich neue Buchpakete mit den Einreichungen für den diesjährigen Deutschen Buchpreis bei mir eintrudelten, für die ich nicht nur Platz, sondern vor allem natürlich Zeit freischaufeln musste.
Bei 180 offiziell von den Verlagen eingereichten Titeln und zahlreichen zusätzlichen Kandidat*innen, die von verschiedenen von uns Jurymitgliedern für eine Prüfung nachgefordert wurden (jeder teilanhemeberechtigte Verlag darf offiziell nur zwei Romane einreichen, aber zusätzlich dazu noch bis zu fünf weitere Titel für die sogenannte "Empfehlungsliste" vorschlagen, von der wir dann beliebig viele weitere Prüfexemplare anfordern dürfen, die uns interessant erscheinen), könnt ihr euch ausrechnen, dass ich seit Ende März, als die Einreichungsphase offiziell beendet war, ein ziemlich straffes Lesepensum zu bewältigen habe. Mir hat aber nicht nur die Zeit gefehlt, eine neue Newsletterausgabe für euch zu schreiben, sondern auch die Inhalte — solange die Juryarbeit noch andauert, kann und will ich nämlich nicht öffentlich über meine dafür relevanten Lektüren sprechen, und für andere Bücher als aktuelle deutschsprachige Romane hatte ich in den letzten Monaten leider nur sehr wenig Zeit.
Was ich euch erzählen kann, ist, dass die Juryarbeit mir trotz allem Zeitdruck bisher großen Spaß macht, dass ich in deren Rahmen schon einige absolut großartige, viele solide, aber nicht herausragende und eine Handvoll richtig ärgerlicher Bücher lesen durfte, dass ich schon mehrfach meine eigenen Vorurteile überwinden musste, nur um dann plötzlich entgegen meiner Erwartungen persönliche Top-Favoriten zu entdecken, dass der Austausch mit meinen Jurykolleg*innen sehr bereichernd ist und ich unserer Longlist-Sitzung Ende Juli mit großer Vorfreude entgegensehe. Aber auch mit großem Respekt und ein bisschen Schiss, denn um auf diese Jurydiskussion, in der wir uns aus den 180 Einreichungen auf 20 Romane für die Longlist einigen müssen, optimal vorbereitet zu sein, werde ich den nächsten 5 Wochen noch so viele eingereichte Romane wie möglich (an)lesen müssen — der Juli wird also vermutlich der mit Abstand leseintensivste Monat meines bisherigen Lebens. Drückt mir die Daumen, dass ich alles schaffe, was ich mir vorgenommen habe!
Der einzige Zeitraum in den letzten drei Monaten, in dem ich mir ein wenig Zeit für rein private, völlig lohnarbeits- und buchpreisfremde Lektüren nehmen konnte, war Anfang Mai, als ich eine Woche Urlaub in Husum und Lübeck gemacht habe. Weil unser Hotelzimmer direkten Blick auf den Deich hatte, wo ich den ganzen Tag die Schafe beim Grasen beobachten konnte, schien es mir nur folgerichtig, mich ausnahmsweise mal wieder an einen männlichen Literaturklassiker zu wagen und Theodor Storms Schimmelreiter (nein, mussten wir in der Schule nie lesen) mitzunehmen, den ich an einem Nachmittag am Hotelpool erstaunlich begeistert verschlungen habe — mit Geistergeschichten kriegt man mich eifnach fast immer! Mein liebster Roman über norddeutsche Deichstreitereien bleibt aber doch Jarka Kubsovas Marschlande über die in ihrer Ehe zunehmend unglückliche Geografin Britta, die sich in unserer heutigen Zeit auf die Spuren der im 16. Jahrhundert in den Hamburger Marschlanden als Hexe verbrannten Bäuerin Abelke Bleken begibt.
An meine Storm-Lektüre habe ich gleich einen weiteren Klassiker mit Husum-Bezug angeschlossen, nämlich Franziska zu Reventlows autobiografisch inspirierten Bildungsroman Ellen Olestjerne aus dem Jahr 1903. Franziska zu Reventlow, die selbst als Tochter eines alten Adelsgeschlecht im Husumer Schloss aufwuchs, erzählt darin von einer jungen Frau, die sich in einem ständigen Konflikt mit ihrer Familie, besonders ihrer strengen Mutter, und den gesellschaftlichen Rollenerwartungen, die auf jungen Frauen ihrer Zeit lasten, befindet. Ellen träumt vom Ausbruch aus dem normativen Schlossalltag, von der Selbstverwirklichung als Künstlerin und von der freien Liebe — sie verliebt sich immer wieder heftig in neue Männer, an keinen von ihnen kann und will sie sich aber dauerhaft und exklusiv binden.
Genau wie ihre Romanheldin sagte sich auch Franziska zu Reventlow schließlich von ihrer Herkunftsfamilie und der Husumer bzw. später der Lübecker Gesellschaft los und ging ihre eigenen Wege. Sie war eine von mehreren bekannten (und berüchtigten) Frauen, die sich um die Jahrhundertwende herum in der sog. Münchner Boheme den konservativen gesellschaftlichen Rollenerwartungen widersetzten, neue Liebesmodelle und Beziehungsformen erprobten und sich als Schriftstellerinnen einen Namen machten. Vor zwei Jahren widmete die Münchner Bibliothek Monacensia diesen Frauen die Ausstellung Frei Leben! (das gleichnamige Buch zur Ausstellung erschien im Verbrecher Verlag und enthält Original-Texte von zahlreichen der darin porträtierter Autorinnen), für die ich es damals leider nicht nach München geschafft hatte.
Ihr könnt euch vorstellen, wie groß meine Freude war, als ich bei einem spontanen Besuch des Husumer Schlosses (Franziska zu Reventlows Geburtshaus), den wir nur unternommen haben, weil unsere geplante Zugverbindung nach Lübeck ausfiel und wir erst zwei Stunden später weiterfahren konnten (danke, Deutsche Bahn!), festgestellt habe, dass die Frei leben!-Ausstellung ausgerechnet während unseres Kurzurlaubs an der Nordsee in ebenjenem Schloss gastierte und ich sie so also doch noch live erleben konnte. Ergänzt wurde die Ausstellung, die in ihrer ursprünglichen Münchner Form den Fokus vor allem auf die drei Schriftstellerinnen Franziska zu Reventlow, Emmy Ball-Hennings und Margarete Beutler legte, in Husum noch um zusätzliche Informationen über die Husumer Autorin Margarete Böhme, der 1905 mit ihrem Roman Tagebuch einer Verlorenen den großen Durchbruch gelang und mit deren Romanen ich mich im Museumsshop des Schlosses reichlich eingedeckt habe.
Weil ich euch momentan aus den oben beschriebenen Gründen so wenig an meinen aktuellen Lektüren teilhaben lassen kann, wollte ich euch wenigstens mal zeigen, welche Bücher schon für die Zeit nach unserer Juryentscheidung neben meinem Lesesessel bereit liegen:
Die meisten dieser Bücher habe ich euch glaube ich Anfang des Jahres in meiner Frühjahrsvorschau schon kurz vorgestellt, damals hatte ich aber rund 100 Bücher vorgestellt und das habt ihr euch sicher nicht gemerkt, deshalb sage ich hier nochmal ein paar Worte dazu:
Dacia Maraini, Tage im August (Ü: Ingrid Ickler): Die Sitzung für die Shortlistentscheidung ist für den 29. August geplant und ihr könnt euch sicher sein, dass ich spätestens auf der Heimfahrt dann endlich Dacia Marainis ursprünglich in den 60ern erschienenen Debütroman beginnen werde, damit ich wahrheitsgemäß behaupten kann, ihn an Tagen im August gelesen zu haben! Eher düstere Coming-of-Age-Romane, die vom Verlust kindlicher Unschuld in der Sommerhitze erzählen, haben es mir schon immer besonders angetan (siehe auch Sagans Bonjour Tristesse oder Rumer Goddens Greengage Summer), deshalb kann ich die Lektüre von diesem wirklich kaum erwarten.
Fleur Jaeggy, Ich bin der Bruder von XX (Ü: Barbara Schaden): Jaeggys Roman Die seligen Jahre der Züchtigung habe ich vor ein paar Jahren schon in englischer Übersetzung gelesen und gemocht, jetzt hat der Suhrkamp Verlag zum Glück gleich drei ihrer Bücher auf einmal in Neuübersetzung veröffentlicht (und mehr sind in Planung, soweit ich weiß) und ich freue mich sehr darauf, tiefer in ihr Werk eintauchen zu können.
Margaret Kennedy, Die englische Scheidung (Ü: Petra Post, Andrea von Struve): Ich lag euch oft genug damit in den Ohren, dass Margaret Kennedys Roman Das Fest letztes Jahr nicht nur zu meinen liebsten Sommerlektüren gehörte, sondern insgesamt eines meiner absoluten Jahreshighlights 2023 war. Deshalb habe ich hohe Erwartungen an diesen "hochkomischen Scheidungsroman" und hoffe, dass der Schöffling Verlag uns in den nächsten Jahren noch mit weiteren Kennedy-Übersetzungen erfreuen wird.
Erica Jong, Angst vorm Fliegen (Ü: Lilian Peter): Erica Jongs seinerzeit skandalösen Bestseller wollte ich schon lange mal lesen, aber irgendwas kam mir immer dazwischen. Das ist aber gar nicht schlimm, weil ich so auf die Übersetzung der von mir als Essayistin sehr geschätzten Lilian Peter (Mutter geht aus) warten kann, von der ich mir Einiges erwarte.
Lucía Lijtmaer, Die Häutungen (Ü: Kirsten Brandt) und Rivka Galchen, Jeder weiß, dass deine Mutter eine Hexe ist (Ü: Grete Osterwald): Warum mich zwei Romane, in denen es (u.a.) um historisch als Hexen verfolgte Frauen geht, werde ich aufmerksamen Leser*innen dieses Newsletters eh nicht weiter erklären müssen. Tatsächlich hat mir aber insbesondere die Recherche für mein Nachwort zu Stella Bensons Zauberhafte Aussichten (Ü: Marie-Isabel Matthews-Schlinzig), einer der drei neuen rororo Entdeckungen, nochmal extragroße Lust auf Hexenliteratur gemacht
Liz Nugent, Seltsame Sally Diamond (Ü: Kathrin Razum): Ich liebe zeitgenössische irische Literatur und der Steidl Verlag hat im Bezug auf letztere bisher ein sehr gutes Händchen bewiesen (siehe Claire Keegan und Louise Kennedy, among others), außerdem hab ich ab und zu doch Lust auf einen klugen, spannenden Thriller, und noch dazu hat mich das Cover einfach sofort gecatcht.
Paul Lynch, Das Lied des Propheten (Ü: Eike Schönfeld): Der einzige Mann in dieser Vorfreuderunde ist Paul Lynch, der sich diesen Ehrenplatz erobert hat, weil er a) Ire ist und b) mit seinem Roman letztes Jahr den Booker Prize gewonnen hat. In dem dystopischen Roman geht es um eine Dubliner Wissenschaftlerin und vierfache Mutter, die vor dem Hintergrund der kollabierenden, zunehmend autorität regierten irischen Gesellschaft alles daran setzt, ihre Familie zusammenzuhalten. Anke Engelke höchstselbst nennt es "eines der emotionalsten Bücher, das ich seit langem gelesen habe" und wenn hier jemand als Literaturexpertin bekannt ist, dann ja wohl sie! (Das kommt sarkastischer rüber, als es gemeint war — nachdem ausgerechnet Campino letztes Jahr beim Schweizer Literaturclub so guten literarischen Geschmack bewiesen hat, werde ich mich hüten, deutsche Celebrities im Bezug auf ihre literarischen Geschmacksurteile zu unterschätzen…)
Zu guter Letzt muss ich noch über ein paar ganz besondere Bücher sprechen, die in den letzten Wochen bei mir eingezogen sind: die von Nicole Seifert und mir herausgegebene Reihe rororo Entdeckungen ist inzwischen auf sechs Titel angewachsen und ihr könnt euch bestimmt vorstellen, was für ein unglaublich schönes Gefühl es war, meine Belegexemplare der neuen drei Bände, die Mitte Mai erschienen sind (Liesbet Dills Tagebuch einer Mutter, Laurie Colwins Familienglück und Stella Bensons Zauberhafte Aussichten), in mein (brandneues) Regal in meinem neuen Zimmer in der neuen Wohnung einzusortieren.
Weil im Rowohlt Verlag alle genauso enthusiastisch an der und für die Reihe arbeiten wie Nicole und ich als die beiden "externen" Herausgeberinnen, hat man uns eingeladen, püntklich in der Erscheinungswoche die drei neuen Bücher in Hamburg im Rowohlt-Gebäude bei der Eventreihe "Rowohlt Readings" vorzustellen. Moderiert wurden Nicole und ich dabei von unserem lieben Freund Till Raether, Fan und Unterstützer der ersten Stunde, und wir hätten uns wahrhaft keinen besseren Moderator wünschen können. Er hat uns so kluge und tiegründige Fragen zu den drei Romanen gestellt, durch die sie nochmal in ein — teilweise selbst für uns Herausgeberinnen — völlig neues Licht gerückt wurden. Die Stimmung an diesem Abend war wirklich einzigartig, es waren so viele begeisterte Verlagsmitarbeiter*innen und Buchhändler*innen und Presseleute und andere "Freund*innen des Hauses” anwesend und wir haben nach dem offiziellen Bühnenteil unglaublich viele tolle, bereichernde Gespräche auf der Rowohlt-Dachterrasse geführt. Besonders berührend war, dass wir an dem Abend auch eines der noch lebenden Enkelkinder unserer Autorin Liesbet Dill (1877-1962) kennenlernen und mit ihr über ihre Familiengeschichte plaudern konnten. Der Abend war also wirklich der perfekte Auftakt für diese zweite geballte Ladung unserer Entdeckungen und jetzt hoffe ich natürlich, dass sie auch euch Leser*innen genauso begeistern werden wie Nicole und mich und unsere Rowohlt-Komplizinnen.
Bevor wir gleich zum Schluss dieses lange überfälligen Newsletters kommen, möchte ich euch bei dieser Gelegenheit schonmal einen kleinen Ausblick auf die nächsten drei rororo Entdeckungen geben, die im kommenden Herbstprogramm erscheinen werden. Diesmal haben wir eine bitterböse Satire auf die deutsche Nachkriegsgesellschaft, eine tragische Liebesgeschichte in den glamourösen 20ern und eine warmherzige Liebes- und Familiengeschichte von einer Grande Dame der walisischen Literatur für euch im Gepäck:
Angelika Mechtel, Das gläserne Paradies (mit einem Nachwort von Nicole Seifert, ET: 15.10.2024):
"Der 60. Geburtstag von Amelie Born, Professorengattin, ist ein Familienfest im großen Kreis. Ausgehend von der Feier im Hotel Bellevue blicken wir auf und dann immer mehr hinter die Fassade, die diese glückliche Großfamilie bemüht aufrecht hält: etwa die zwei Söhne Friedrich und Michael, der eine ein geld- und machtgieriger Kapitalist, der andere mit «unglücklicher Veranlagung zum sozialen Engagement» geschlagen und wenig vorzeigbar. Gemeinsam haben sie, dass sie ihre Familien ins Unglück stürzen und ihre Ehen vor die Wand fahren. Doch damit nicht genug: Tante Martha heißt jetzt Mater Ambrosia und trägt Nonnenhabit, kümmert sich um die Ausgestoßenen der Gesellschaft – und schmuggelt nebenbei Haschisch aus Österreich, um diese Hilfe zu finanzieren. Onkel Egon hat ein Faible für Schrumpfköpfe, das nach und nach in eine mordlustige Psychose mündet. Tante Olga deckt ihn, damit der Ruf ihrer literarischen Salons nicht leidet. Diese Familiengeschichte zeichnet mit schwarzem Humor sowie politischem und gesellschaftlichem Scharfblick ein schonungsloses, unterhaltsames und beeindruckendes Bild des westdeutschen Bürgertums und zeitloser Themen des Familienlebens."
Katrin Holland, Man spricht über Jacqueline (mit einem Nachwort von mir, ET: 12.11.2024):
"Ihre Freunde nennen sie Jack. Die Männer, mit denen sie amouröse Abenteuer hat, auch. Sie ist bezaubernd und sie ist flatterhaft. Die Herzen, die sie schon gebrochen hat, kann sie kaum zählen. Jacqueline ist schlichtweg für ein freies Leben gemacht – bis sie sich zum ersten Mal ernsthaft verliebt. Michael jedoch mag die Frauen nur, wenn sie das Gegenteil von Jack sind: unschuldig und sittsam. Da sie in Paris, London, Berlin einen gewissen Ruf hat, würde Michael sich nie in sie verlieben, wenn er wüsste, wer sie ist. Jack überredet ihre schüchterne Schwester June, die Rolle von Jack anzunehmen, und gibt sich Michael gegenüber als June aus. Fortan ist sie tugendhaft. Sie kommen zusammen. Aber wer ist Jack nun? Und was geschieht, als die Schwester und Michael zusammentreffen?"
Siân James, Ein Nachmittag im Mai (Ü: Sabine Längsfeld, mit einem Nachwort von Nicole Seifert, ET: 28.01.2025):
"Anna ist Mitte dreißig, verwitwet, und lebt mit ihren drei Töchtern in der walisischen countryside in einem kleinen Haus, das sie über alles liebt. Als sie sich verliebt – zum ersten Mal wirklich richtig, wie ihr klar wird –, bringt der junge Schauspieler Charlie ihr Leben nicht nur nach und nach ziemlich durcheinander. Anna beginnt auch, sich Fragen über ihr bisheriges Leben und ihre Ehe zu stellen. Ein Nachmittag im Mai erzählt klug und unterhaltsam davon, was es bedeutet, in den 1960er- und 1970er-Jahren Frau zu sein, alleinerziehnde Mutter noch dazu, welchen Wert weibliche Solidarität hat, wie herausfordernd es ist, Töchtern ein Vorbild zu sein – und von der großen Aufgabe der Selbstliebe."
In den letzten Wochen habe ich intensiv an meinem Nachwort zu Katrin Hollands Man spricht über Jacqueline gearbeitet, dem 1930 erschienenen und seither nicht mehr neu aufgelegten Debütroman einer unglaublich interessanten Autorin, die erst während der Weimarer Republik beim Ullstein Verlag große Erfolge feierte und sich dann im amerikanischen Exil unter neuem Namen als Autorin antifaschistischer Spionagethriller nochmal völlig neu erfand. Auch wenn es noch bis November dauert, ehe ihr mein Nachwort und — viel wichtiger — den Roman selbst zu lesen bekommt, bin ich jetzt schon enorm gespannt, was ihr von beidem halten werdet — und natürlich von unseren beiden anderen großartigen Entdeckungen!
Das war’s für heute. Über Feedback, Wünsche, Vorschläge und Anregungen jeder Art freue ich mich immer.
Den nächsten Newsletter werde ich verschicken, wann immer ich ihn fertig habe, frühestens wenn die Buchpreis-Longlist steht. Bis dahin findet ihr mich mit buchnahem Content auf Instagram und neuerdings auch auf BlueSky.
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Auf bald!
Eure Magda
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Vielen lieben Dank für all die schönen Buchtipps! Bin schon sehr gespannt auf "Man spricht über Jacqueline" und "Ein Nachmittag im Mai".